Vom 16. bis 20. Mai 2007 traf sich in der Händel-Stadt Halle/Saale die jazzmusikalische Nachwuchselite Deutschlands. Das Quartett „Flaura und Phona“ aus Sachsen konnte sich gegen die Vertreter der anderen Bundesländer durchsetzen und hat den Jazz von seiner schönsten und abwechslungsreichsten Seite erblühen lassen. Nur unter frenetischem Applaus konnten die vier Musiker die Bühne verlassen. „Ich kann es immer noch nicht fassen“, so der Saxofonist Samuel Dobernecker. Musikalisch setzen die jungen Sachsen auf fette, erdige Grooves und Sounds, um sofort im Anschluss ihre selbst geschaffenen Klangstrukturen aufzulösen und sich in modernen und freien Klangsphären zu bewegen. Ihren musikalischen Input holen sie sich sowohl aus dem Jazz als auch aus der Klassik. „Das ist sozusagen unser Experiment: Einflüsse aus der europäischen Musikgeschichte zu nehmen und ganz bewusst einzubauen, wie zum Beispiel einen gregorianischen Hymnus. Und daraus wieder neuen Jazz entstehen zu lassen“ beschreibt der Pianist Sebastian Scobel den anspruchsvollen Ansatz. Man darf gespannt auf die CD sein, die das Quartett als Preis im Studio des Deutschlandfunks aufnehmen wird.
„Wir versuchen jeder Band auf ihrem Stand, auf ihrer Entwicklungsstufe, mit ihrer Qualität den Förderpreis anzuerkennen, der passt. Wir vergeben ganz im Sinne der Musik keine ersten, zweiten, dritten Preise, auch keine Punkte“ beschreibt Dr. Peter Ortmann vom Deutschen Musikrat die Kriterien der Preisvergabe. Über zwei Tage Studioproduktion beim Deutschlandfunk kann sich das Duncker/Oerding Duo aus Sachsen-Anhalt freuen. Bastian Duncker (sax) und Clemens Oerding (git) überzeugten die Jury durch ihren persönlichen Zugang zum modernen Jazz, ihr gereiftes Verhältnis zueinander im Duo und ihren ausgewogenen Sound. Ebenfalls zwei Tage Studioproduktion können Charlotte Greve (fl, sax) und Dierk Peters (vib) aus Niedersachsen planen. Sie haben die Jury durch ihre individuelle musikalische Ausdrucksweise beeindruckt. So zeichnen sich ihre kammermusikalischen Eigenkompositionen durch eine feine Stimmführung und ganz eigene und freie Klangwelten aus. Die Jury bestand in diesem Jahr aus 15 Persönlichkeiten der deutschen Jazzszene unterschiedlicher Generationen – von Herb Geller (sax) über Peter Weniger (sax) bis zu Jürgen Friedrich (piano). Pepe Berns, Professor für Kontrabass in Leipzig, zeigt sich beeindruckt: „Das Niveau ist unglaublich hoch. Es gibt sehr viele junge Leute, die bei der Sache sind und offensichtlich auch eine gute Förderung in den Ländern bekommen. Es gibt hier sehr talentierte Leute.“
Fast alle Bands präsentierten Eigenkompositionen, die im modernen Jazz verwurzelt sind. Tendenziell werden die Teilnehmer immer jünger und spielen bereits sehr früh auf einem sehr hohen technischen und musikalischen Niveau. Dass Jazz mittlerweile ein fester Bestandteil im Angebot der Schulen und Musikschulen ist, wird bei den Spitzenleistungen der Teilnehmer deutlich hörbar. Man darf gespannt und optimistisch sein, welche Blüten die Jazzszene zukünftig hervorbringt.