Kein Wunder, dass sich die junge Sängerin Malia im traditionsreichen Frankfurter Jazzkeller offensichtlich wohlfühlt. Es ist der typische kleine Kellerclub. Gemauertes Gewölbe, Rauch in der Luft, Gläser klickern leise, hier und da wird geredet. Die wenigen Tische sind sofort besetzt, dahinter reckt man stehend die Hälse, um einen Blick zur Bühne zu erhaschen. Und auf der Snare rührt der Besen den guten alten Swing dazu.
Das ist genau das, was sich Malia seit ihrer Jugend gewünscht hat, als sie in den 80er-Jahren aus ihrer südafrikanischen Heimat nach London kam und anstelle des angesagten New Wave à la Siouxie & The Banshees oder The Slits lieber Sarah Vaughn und Billie Holiday entdeckte. Wegen der alten Jazzsongs, der hypnotisierenden Balladen, der einnehmenden Stimmen, gebettet in die soft-virtuosen Soli der Band, vom Publikum mit einem warmen Zwischenapplaus goutiert. Das alles zählt zu den Klischees der Popkultur, aber zu denen, die jede Generation wieder neu für sich entdeckt, in dem sie sich mit hohem Wohlfühlfaktor niederlässt. Es menschelt, es loungt. Und im Publikum wird auch mal der Name „Sade“ getuschelt. Sade stimmt vielleicht nicht ganz, eher ist der allgemeine Bereich des Acid Jazz im Spiel. Also eher die geschmeidigen Grooves, die Malias Debütalbum „Yellow Daffodils“ durch gefällige Soul- und Funk-Adaptionen sowie Dancefloor-Remixen Afterworkclub-kompatibel halten.
Live dagegen soll es purer sein. Die vier französischen Jungs an Drums, Bass, Gitarre und Fender Rhodes Piano machen ihre Sache einfühlsam und gut und sehen obendrein aus, als könnten sie nebenher noch ein HipHop-Projekt betreiben. Es ist also alles richtig und angemessen für die Zeit, in der eine Popjazz-Chanteuse wie Norah Jones aus dem Nichts in den Glamour der Kulturmagazine gehoben wird. Malias Konzert ist entsprechend ausverkauft und es macht nichts, dass es hier nicht um Innovation, sondern um stylische Traditionspflege geht, dass es gar ein wenig langweilig ist. Denn etwas „A Star Is Born“-Atmosphäre liegt in der Luft. Die 25-jährige Sängerin ist sehr charmant, ulkt grinsend über ihr Kleid, das dauernd unter den hier nunmal schwitzenden Achseln kneift. Und sie versäumt es nicht, in diesem Zusammenhang auf das Video zu ihrer Single „Purple Shoes“ zu verweisen. In dem spaziert sie nämlich nur mit den besungenen „Paul Smith Schuhen“ bekleidet durch die Straßen. Kann man im Internet finden, Gierhälse werden allerdings durch dicke schwarze Balken im Bild geärgert.
Auf der Bühne ist Malia barfuß, was, als sie schließlich das Lied spielt, zu lustigen Gesten führt. Aber die Stimmung ist zu diesem späten Zeitpunkt sowieso lockerer. „Purple Shoes“ ist, wie auch die Party-Ode „Lifting You High“, eines der astreinen Popsoul-Stücke im Programm. Nein, nichts gegen Klassiker wie „Solitude“, „Moon River“ oder „I’m Through With Love“, Malia bewältigt sie weitgehend souverän, auch wenn einige „dirty tones“ eher von Unsicherheit zeugen als von künstlerischer oder emotionaler Aneignung. Nur stehen ihr und ihrer Band eigentlich die gutgelaunten Uptempo-Nummern am besten. Sie sind von ihrem Produzenten André Manoukian mit Esprit auskomponiert, die Musiker spielen gekonnt mit dem Flow und das Publikum erfreut sich an ihrem solistischen Spielwitz. In diesen Momenten hat Malia ihre geliebte Billie Holiday erst einmal in den Schrank gehängt und ist die talentierte, fröhliche junge Sängerin, die Evian trinkt und zu knackigen Snare-Schlägen tanzt. Und das reicht doch für’s Erste, auch in einem kleinen Kellerclub mit jazzgeschwängertem Rauch in der Luft.