Swing when you’re winning! Auf seinem Weg nach ganz oben, zum ersten Euro-Millionär der Jauch-Show, musste kürzlich ein Regensburger Musik- und Philosophiestudent folgende Frage beantworten: Woher hat die Popgruppe „Frankie goes to Hollywood“ („Relax“) ihren Namen? Zwei ernsthafte Antworten standen zur Auswahl: Frank Zappa oder Frank Sinatra. Der schlaue Studiosus tippte auf Frankieboy, wegen des „Glamour“-Faktors und seines Hollywood-Oscars. Einen klitzekleinen Teil seiner ersten Million sollte der gewitzte Philosophus deshalb Frank zu Ehren in diese famose 6-CD-Box investieren: „Frank Sinatra in Hollywood“.
Swing when you’re winning! Auf seinem Weg nach ganz oben, zum ersten Euro-Millionär der Jauch-Show, musste kürzlich ein Regensburger Musik- und Philosophiestudent folgende Frage beantworten: Woher hat die Popgruppe „Frankie goes to Hollywood“ („Relax“) ihren Namen? Zwei ernsthafte Antworten standen zur Auswahl: Frank Zappa oder Frank Sinatra. Der schlaue Studiosus tippte auf Frankieboy, wegen des „Glamour“-Faktors und seines Hollywood-Oscars. Einen klitzekleinen Teil seiner ersten Million sollte der gewitzte Philosophus deshalb Frank zu Ehren in diese famose 6-CD-Box investieren: „Frank Sinatra in Hollywood“. Dank Robbie Williams ist ER wieder in aller Munde: Frank Sinatra, die „Stimme Amerikas“. Nachdem heuer im Frühling die deutsche EMI fast alle klassischen „Capitol“-Alben des Meisters, von „Only the Lonely“ bis „Come Fly With Me“, wiederveröffentlicht hat, beglückt uns nun seine alte Plattenfirma „Reprise“ mit einem opus magnum: „Frank Sinatra in Hollywood“. Seit Mitte der neunziger Jahre haben die preisgekrönten Produzenten Didier C. Deutsch & Charles L. Granata an diesem Projekt gearbeitet, das eine sensationelle Novität darstellt: eine (fast) komplette Kollektion aller Sinatra-Soundtracks seit den vierziger Jahren. Rund 90 Prozent des tontechnisch optimal restaurierten Materials aus rund vierzig Filmen blieb bis heute – zumeist aus lizenzrechtlichen Gründen – auf Tonträgern unveröffentlicht. Ein Grammy dürfte den Produzenten dieses opulent ausgestatteten Box-Sets sicher sein, schon allein aus musikhistorischen Gründen.„Frank Sinatra in Hollywood“ dokumentiert zum ersten Mal in einer Edition die wichtigsten Jahre des Sängers: 1940-1964. Sie beginnt mit seinen Tommy Dorsey-Aufnahmen und endet mit seinen „Rat Pack“-Späßen. Dazwischen werden wir Ohrenzeugen einer traumhaften Karriere: vom Big-Band-Sänger zum Crooner des Jahrhunderts. Es begann 1940 in Las Vegas, zumindest im Kino. In Paramounts „Las Vegas Nights“ war er nur zufällig dabei, weil er eben damals bei Tommy Dorsey unter Vertrag stand. Seine Song-Einlagen blieben in den ersten Jahren unspektakulär. Eine kleine Wende kam 1945, als er in dem M-G-M-Musical „Anchors Aweigh“ zum ersten Mal an der Seite von Gene Kelly auftauchte. Ein zumindest kleines Talent zum Schauspielen kam zum Vorschein. Noch war er auf der Leinwand ganz der Troubadour-Tradition verhaftet – wie Elvis Presley später in seiner ganzen Filmkarriere.
Doch noch im selben Jahr geschah etwas Merkwürdiges: Sinatra bekam einen Spezial-Oscar für seinen Propaganda-Kurzfilm „The House I Live In“. Ausgerechnet für sein Plädoyer gegen Intoleranz und Rassismus wurde der damalige Rebell geehrt. Doch es dauerte noch bis Ende der vierziger als er seine bis dahin beste Rolle bekam in dem Stanley Donen-Musical „On The Town“. Gedreht „on location“ in New York wurde es zum Klassiker des Genres. Und zum ersten Mal zeigte sich Sinatra als erstklassiger Team-Player an der Seite von Gene Kelly, Jules Munshin, Betty Garrett & Ann Miller. Kurz vorher hatte er eine großartige Belcanto-Version von „Ol’ Man River“ gesungen in dem Jerome-Kern-Biopic „Till The Clouds Roll By“.
Anfang der Fifties klang die „Sinatramania“ aus und er geriet in ein Karrieretief, sein Vertrag mit „Columbia“-Records lief aus, seine Ehe mit Ava Gardner ging in die Brüche. Sinatra versuchte 1953 einen Neuanfang bei „Capitol“. Dort nahm ihn Alan Lingston unter Vertrag, der sich daran erinnert, wie er von seinen Vertriebsmanagern dafür gerügt wurde. Bei „Capitol“ nahm ihn der Arrangeur Nelson Riddle unter seine musikalischen Fittiche – der Rest ist Popgeschichte: Sinatras goldene Jahre.
Fehlte nur noch ein richtig großer Erfolg in Hollywood. Sinatra setzte auf die Verfilmung des Kriegsromans „From Here To Eternity“. Obwohl er nur 8.000 Dollar für seine Verkörperung des Maggio in „Verdammt in alle Ewigkeit“ erhielt, lohnte sich der Deal: Sinatra erhielt einen „echten“ Oscar als bester Nebendarsteller. Von jetzt an sollte sich der Italo-Amerikaner zur Number One im Showbusiness hocharbeiten. In dem Cole-Porter-Musical „High Society“ löste er Bing Crosby vom Crooner-Thron ab. Als „Pal Joey“ verführte er Kim Novak und Rita Hayworth vor allen Dingen mit Rodgers & Hart-Klassikern wie „The Lady Is A Tramp“. Seine Liebe zum Broadway-Musical lebte Sinatra Mitte der fünfziger Jahre auch in drei weiteren Filmprojekten aus: an der Seite von Marlon Brando in Frank Loessers „Guys And Dolls“, in der Zeichentrickfilm-Version des Burton Lane-Musicals „Finian’s Rainbow“ und in Richard Rodgers „Carousel“. Bis heute bleibt ungeklärt, warum er während der Vorbereitungen zu dieser modernen „Liliom“-Fassung wieder ausstieg. Als Dokument dieser Pre-Production-Phase blieb eine unvollendete Aufnahme von Lilioms „Selbstgespräch“ übrig. Der Meister singt die ersten Strophen bis plötzlich seine Stimme verschwindet und nur noch das Orchester spielt. Später bei „Reprise“ hat Sinatra dieses geniale Nelson Riddle-Arrangement für „Soliloquy“ übernommen und vollendet. Die Aufnahme wurde zu einem Höhepunkt seiner Spätphase.
Naürlich findet man in dieser Box nur seine Gesangsaufnahmen und so fehlen großartige Filme wie der Paranoia-Thriller „Manchurian Candidate“ von John Frankenheimer. Melos, zu denen Sinatra zumindest irgendwann den Titelsong sang, werden hier dagegen berücksichtigt: So erklingt auch das Thema zu Vincente Minnellis „Some Came Running“. In Deutschland knüpfte diese weitere James Jones-Verfilmung im Übrigen an seinen Comeback-Film an: „Verdammt sind sie alle“. Mit dabei waren 1958 auch die neuen Freunde aus dem „Rat Pack“: Shirley MacLaine, die mit ihm in „Can Can“ auch „Let’s Do It“ sang, und Dean Martin, der Mann mit dem Hut und der Whiskeyflasche. In den frühen Sixties sollten Frankie & seine Spießgesellen, die auch als „Ocean’s Eleven“ firmierten, Hollywood und Las Vegas aufmischen. Bis mit dem Tod von John F. Kennedy auch dieser Böse-Buben-Traum jäh zu Ende ging, und Frank Sinatra „The September Of My Years“ anstimmte: „When I Was Seventeen...“.
Frank Sinatra in Hollywood
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