Tapfer halten sich die letzten Ausläufer der Sonne, Strand & Disco-Hüpfer in den Hitparaden. Die Clubhits aus Ibiza scheinen diesen Sommer besonders stark den heimatlichen Plattenkauf beeinflusst zu haben. So braucht auch ein Spice Girl auf seinen Solo-Pfaden nicht viel mehr als eine gerade bullernde Bassdrum sowie einen surrenden Keyboardsound mit Drei-Ton-Signal, um in den Top Ten mitzumischen. Überraschend ist in diesem Fall allerdings die fast schon unheimliche Konturlosigkeit des Stücks. Man muss sich geradezu anstrengen, um hinter der hibbelig-exaltierten Sound-Oberfläche wahrzunehmen, dass da Reste einer Fließband-Songform markiert werden. Der Wille, einen Track für den Nonstop-Strandfeten-Mix zu bauen, vertuscht jede Struktur. Selbst der Gesang der standardisierten Melodiehäppchen wird per computergesteuerter Dopplung anonymisiert. Das Video ist dann nur noch dazu da, um für den Fernseher zu Hause die Klänge wieder an den Star zu koppeln: Sporty Spice am Meer, Sporty Spice in der Disco...
Dass in Ibiza auch etwas engagiertere Tracks gefördert werden, beweist „Groovejet”. Tatsächlich macht das Stück seinem Titel Ehre. Bei aller Soul-Eleganz wirkt der Beat mit seinem fein verzahnten Mix aus ostinater Basslinie, synkopierten Drums und dem im Hintergrund versteckten Latin-Zischeln unwiderstehlich vorwärts treibend. Die unaufdringliche Stimme der Gastsängerin Sophie Ellis-Bextor wird zwischen ein solides Streicherarrangement gebettet, die Breaks als weiche Stolperer inszeniert, sodass die Stimmung des unbeschwerten Dahingleitens nie gestört wird. Dieser Eindruck ist so stark, dass sich die Bilder des Videos ruhig davon lösen können: Der Groove lässt den Zuschauer mit mildem Humor durch die kleinen Ereignisse aus dem Alltag des hoch gewachsenen britischen Produzenten stromern. Lässiger geht es kaum.