P.O.D.: „Alive“ (eastwest)
„Ich glaub‘, mich hat ein Bus gestreift“ ist eine Bemerkung, die nicht gerade als Kompliment gilt. Doch das südkalifornische Hardrock-Quartett weiß, dass seine Fans (die sich „Warriors“ nennen) ruppige Umgangsformen mögen, und so lässt es den jugendlichen Hauptdarsteller ihres Videos in beeindruckenden Bildern in einem Unfallcrash durchschütteln. Letztlich scheint das aber nur einen der in dieser Kultur so herbeigesehnten Kicks zu versprechen, wie Surfen, Skaten oder Im-Bahntunnel-Knutschen. Und letztlich wird das im Lied sogar nur als Gefühlsparallele zum Verliebtsein versprochen, denn „Alive“ entpuppt sich als schlichter Lovesong, Zeilen wie „I think I can fly“ sind sogar R. Kelly-kompatibel. Einzig der Sound ist ein anderer: Ob Strophe, Refrain oder kurzer C-Teil, hier geht es um nichts anderes als die „fette Produktion“, um das Schichten von E-Gitarren, deren Klangfülle sich über alle Frequenzen erstreckt – in den Höhen gekrönt vom permanenten Gezischel der Cymbals.
Junge Mädchen suchen Role Models. Und die schrill-coole Partyschnepfe ist in jeder Clique dabei. Die 22-jährige Alicia Moore alias Pink bedient dieses Image. Der Song dreht sich um nichts anderes, verlässt sich dem entsprechend auf die Signalwirkung des Refrains („I‘m coming up…“). Und der funktioniert zu dem deftigen HipHop/Rock-Dancebeat ganz gut, weil dieser mit perkussiven Elementen (Kuhglocke/ Tambourin) recht geschickt gearbeitet ist. Diese Art satt produzierter Nichtigkeiten mit einer eingängigen Hookline hat sich in den 90ern ausgebildet. Und siehe da, 4 Non Blondes-Sängerin Linda Perry („What’s Up“, 1993) ist nicht nur Pinks Busenfreudin, sondern auch Autorin des Liedchens. Ganz „Nineties“ ist ebenfalls die Fun-Optik des Videos, die Hollywood-Comicverfilmung „Tank Girl“ (1994) stand Pate.