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Im Schnittpunkt von Orient und Okzident

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1.500 Jahre Tradition: Geistliche Gesänge aus Armenien
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2001 feierte Armenien die 1.700-Jahr-Feier der Christianisierung, wofür zahlreiche Kirchen und Klöster renoviert wurden – erwartete man doch Tausende von Pilgern aus Frankreich, dem Libanon und aus den USA, wo zusammen etwa doppelt soviele Armenier leben wie in ihrer Heimat. Und auf einem Hügel in Yerevan wurde – städtebaulich geschickt vom neoklassizistischen Platz der Republik (ehemals Leninplatz) aus zu sehen – eine besonders große neue Kathedrale mit modernen Elementen und historischen Zitaten errichtet. Der beeindruckende Bau gewährt wie alle armenischen Kirchen im Unterschied zu den Gebäuden der anderen Orthodoxien freien Blick in den Altarraum; die Ikonostasen scheinen die Erfindung jüngerer orthodoxer Kirchen zu sein.

2001 feierte Armenien die 1.700-Jahr-Feier der Christianisierung, wofür zahlreiche Kirchen und Klöster renoviert wurden – erwartete man doch Tausende von Pilgern aus Frankreich, dem Libanon und aus den USA, wo zusammen etwa doppelt soviele Armenier leben wie in ihrer Heimat. Und auf einem Hügel in Yerevan wurde – städtebaulich geschickt vom neoklassizistischen Platz der Republik (ehemals Leninplatz) aus zu sehen – eine besonders große neue Kathedrale mit modernen Elementen und historischen Zitaten errichtet. Der beeindruckende Bau gewährt wie alle armenischen Kirchen im Unterschied zu den Gebäuden der anderen Orthodoxien freien Blick in den Altarraum; die Ikonostasen scheinen die Erfindung jüngerer orthodoxer Kirchen zu sein. Wendet man sich dem Ausgang zu, sieht man etwas Erstaunliches, nämlich eine Orgel. Dies ist zweifellos ein bauliches Votum für die Ökumene, denn in einem orthodoxen Gotteshaus haben Instrumente eigentlich nichts zu suchen.

Dafür bestehen die Gottesdienste fast ausschließlich oder zumindest zu großen Teilen aus Liturgie. Und so ist es kein Wunder, dass die älteste christliche Nation der Welt Sharakans, Hymnen bis zurück zum fünften Jahrhundert kennt und pflegt. Diese sind wie bei allen anderen autokephalen, das heißt von einander unabhängigen Orthodoxien (mit Ausnahme der georgischen mit ihrer Polyphonie) durchweg monodischen Ursprungs.

Insofern sind die Begleitinstrumente auf „Anna Mailian: Treasures of light“ (CCn’C/Note 1) ebenso wenig authentisch wie eine zweite Gesangsstimme; allerdings wurden diese publikumsfreundlichen Beigaben meist dezent verwendet, wobei die hervorragenden Musiker etwa mit Kamancha (Spießgeige) und Tar (Langhalslaute) überzeugend demonstrieren, dass die armenische Musik – wie man es auch von Chatschaturjan kennt – tonal und rhythmisch ziemlich exakt im Schnittpunkt von Orient und Okzident steht. Dennoch sind die a-cappella-Gesänge der faszinierenden Sängerin der eigentliche Reiz der CD. Zwei Gesänge übrigens stammen von Mesrop Mashtots, dem Schöpfer der armenischen Schrift (5. Jahrhundert).

Auch die Musik des „armenischen Bartóks“ ist nur bedingt authentisch, wohl aber nationaler Stolz. Der Männerchor der Oper in Yerevan singt sehr dynamisch die „Armenian Holy Mass“ von Soghomon Soghomonian (1869-1935), der sich nach einem gleichnamigen Oberhaupt der armenischen Kirche aus dem 7. Jahrhundert Komitas nannte. Zwar liefert die CD (über: www.hollywoodmusiccenter. com) nur wenig Informationen, doch das Hörerlebnis der Messe mit (monodischer) Liturgie und polyphonem Chorgesang ist faszinierend. Komitas hat in überzeugender Weise Überliefertes arrangiert, ohne dabei den Charakter armenischer Musik anzutasten; schließlich stammt von ihm die wichtigste Volksliedsammlung des Landes.
Auch im Gottesdienst werden diese und andere Bearbeitungen gesungen, je nach vorhandenem Gesangspotenzial. In vielen armenischen Kirchen ist die eigens für 2001 produzierte Kassette „Les chants de la liturgie armenienne“ in der Fassung eines M. Yekmalian mit recht kurzer Spielzeit erhältlich. Informationen gibt es dazu keine, nicht einmal eine Hersteller-Adresse. Doch die Hymnen des Armenischen Akademie-Chores lassen sich durchaus hören. Und ein beachtliches Kopfstimmen-Solo erst recht.

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