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Wie gern würde ich an dieser Stelle schreiben: Höret, ich war gestern in der deutschen Weltpremiere eines neuen Musicals und es war gut!
Nein, auch die neueste Hervorbringung deutschen Musicalehrgeizes – „Catharine“ vom niederländischen Autorenduo Gaaikema/van Dijk – kann man getrost vergessen. Als Musical. Denn das ist der fundamentale Unterschied zu den beiden Eric-Woolfson-Musicals „Gaudi“ und „Gambler“, die Aachens Intendant Elmar Ottenthal zuvor auf den Weg gebracht hat: Das Buch des Stückes ist ganz ordentlich. Der Grund – das Musical wurde „frei“ nach Victorien Sardous bewährtem Lustspiel „Madame sans Gêne“ verfaßt. „Catharine“, zunächst nur Waschfrau am Hofe von Napoleon, verliebt sich in einen Helden der napoleonischen Kriege, ehelicht diesen und steigt zur Herzogin von Danzig auf.
Zur Musik. Ein durchweg professioneller Mischmasch aus Pop und Muzak, der nie die Handlung kommentiert, stützt oder irgendwie intelligenter macht. Natürlich gibt es immer mal Momente, wo man aufhorcht und ein oder zwei Akkordwechsel, eine melodische Wendung inspiriertes Komponieren statt Routine vermuten läßt, aber dann ... nichts wird auskomponiert, weitergedacht, in die Tiefe des musikalischen Gedankens geführt. Nun gut, zwischendurch wird auch mal die „Marseillaise“ zitiert, aber das hat man sich vor Betreten des Theaters fast denken können. Der Tonsetzer Klaas van Dijk ist – wie könnte es anders sein – „ein vielbeschäftigter Komponist und machte sich bei Radio- und Fernsehserien einen Namen“ (Zitat Programmzettel). Eingestielt hat das Musical Alfred Biolek, der dem Aachener Intendanten das Projekt zu einer Zeit unterjubelte, da nur grobe Ideen und ein paar Demo-Songs existierten. Premierenzeitdruck oder künstlerisches Versagen auf musikalischer Seite, egal – die Darsteller, allen voran die brillante Maya Hakvoort als Catharine, und die soliden Aachener Musiker haben ihr Bestes gegeben.