„Des Meischte isch g‘schwätzt“, so Eberhard Weber im Stuttgarter Theaterhaus zum Event „75 Jahre Eberhard Weber: The Great Jubilee Concert“, bei dem sich Weggefährten wie Jan Garbarek, Pat Metheny, Paul McCandless oder Gary Burton die Ehre gaben und an zwei Tagen ein musikalisches Feuerwerk entfachten.
Eberhard Weber war nie ein Mann großer Worte, sondern mehr der Melodien, gleichzeitig Revolutionär seines Instruments, dem er auf eigene Weise wundervollste Klangfarben entlockte, das er aus dem klassischen (Begleit-)Hintergrund löste, als erster ins Rampenlicht stellte und den Bass damit als selbständiges Soloinstrument adelte. Nach einem Schlaganfall im April 2007 kann Weber nicht mehr spielen, aber zum Glück weiterhin arrangieren und komponieren. Soviel zu den Fakten. Das Stuttgarter „Jubilee Concert“ war in vielerlei Hinsicht ein Megaereignis: Zum ersten Mal wurden Kompositionen Webers für klassisches Big Band Ensemble arrangiert und gespielt, was der SWR Big Band unter Leitung von Helge Sunde und Michael Gibbs als Gast mühelos von der Hand ging. Unterstützt von den prominenten Gästen wurden im ersten Set Webers Stücke und Melodien mit großer Sorgfalt interpretiert – und sie verzauberten das Publikum.
Das zweite Set war dann „something completely different“: Pat Metheny montierte Solopassagen von Eberhard Weber aus Video-Archivmaterial zu einem eigenen, neuen Werk mit dem bescheidenen Titel „Inspired“ für das „Gary Burton Quintett“ (das quasi in Original Besetzung mit Scott Colley für den verhinderten Steve Swallow sowie Eberhard Weber auf der Leinwand) und Big Band für Spannung und Begeisterung sorgte.
Beispiellos, mit welcher Harmonie sich auf der einen Seite aus Fragmenten Webers Melodielinien zu eigenen Stücken herausformten, mit welcher Präzision und Leichtigkeit auf der anderen Seite das Quintett, Metheny und die Big Band dem Publikum eine Suite darboten, die dem Schaffen Webers absolut gerecht wurde und so ein wunderbares Denkmal setzte.
Humorvoll und unprätentiös spielten dann alle gemeinsam als Zugabe „Killer Joe“, bei der Weber mit Burton gemeinsam Vibraphon spielte, um das Publikum schließlich mit seinem leicht melancholischen Stück „Notes of an Evening“ auf den verschneiten Heimweg zu entlassen. Ein unvergesslicher Abend für alle Beteiligten! Bleibt zu hoffen, dass dieses großartige Ereignis in nicht allzu ferner Zukunft von ECM veröffentlicht wird.
Zum Nachlesen und Nachhören wärmstens empfohlen sei das aktuell in der sagas.edition erschienene, von Eberhard Weber verfasste Buch „Résumé“. Seine eigene spannende Bestandsaufnahme und sehr persönliche deutsche Jazz-Geschichte sowie Webers neue auf ECM veröffentlichte CD „Encore“, eine Sammlung von Solo-Zugaben aus den Jahren 1990–2007, die sich mit harmonischen Improvisationen des Trompeters Ack van Rooyen vereinen.
Ein faszinierendes „recomposed“ Album, das – wenn man die Präzision, mit der Weber arbeitet, kennt – mit unglaublicher Leichtigkeit daherkommt und begeistert (VÖ 20.02.2015).