Regionalsprachen und Dialekte verfügen über eine Anzahl charmanter und treffender Ausdrücke für manche vermeintliche Nichtigkeit, die dem stromlinienförmigen Hochdeutsch fehlen und daher (wie auch allerhand jiddische Wörter) gerne übernommen werden. Dem Niederdeutschen, vulgo: Platt, verdanken wir so etwa das Kuddelmuddel und den Wonneproppen; jeder Versuch, dies kongenial zu übersetzen, muss einfach scheitern. Natürlich darf man über Mundartlieder schmunzeln, es gibt ja auch so etwas wie Regionalhumor. Während wir das Hochdeutsch für Zahlen, Daten, Fakten, Bits und Bytes et cetera benutzen, sind die „Niedersprachen“ für Emotionales geradezu prädestiniert – also auch für die Liebe.
Regionalsprachen und Dialekte verfügen über eine Anzahl charmanter und treffender Ausdrücke für manche vermeintliche Nichtigkeit, die dem stromlinienförmigen Hochdeutsch fehlen und daher (wie auch allerhand jiddische Wörter) gerne übernommen werden. Dem Niederdeutschen, vulgo: Platt, verdanken wir so etwa das Kuddelmuddel und den Wonneproppen; jeder Versuch, dies kongenial zu übersetzen, muss einfach scheitern. Natürlich darf man über Mundartlieder schmunzeln, es gibt ja auch so etwas wie Regionalhumor. Während wir das Hochdeutsch für Zahlen, Daten, Fakten, Bits und Bytes et cetera benutzen, sind die „Niedersprachen“ für Emotionales geradezu prädestiniert – also auch für die Liebe.Auf der Bühne sitzt ein bescheiden wirkender junger Mann am Klavier, der sich im Laufe des Abends als mit allen Wassern gewaschener Pianist entpuppen wird, Klassik, Folklore und Jazz inklusive. Doch heute ist Andy Mokrus aus Hannover vor allem Begleiter. Eine blonde schlanke Frau mit einem langen, ein bisschen frivolen Kleid betritt die Bühne, und das ist Präsenz: die Bühne, ja der ganze Saal ist schlagartig ausgefüllt. Traute Römisch aus Hameln, gebürtig in Buxtehude, ist Schauspielerin. Heute wird sie sich als Diseuse und Sängerin „In Liebe hoch und platt“ äußern. Der hochdeutsche Anteil sind rezitierte Gedichte von Ringelnatz, Heine oder Storm. Doch die eigentliche Sensation ist plattdeutsch, denn die Römisch schreibt ihre Chansons selbst und vertont sie gemeinsam mit Mokrus. Dabei geht es wohlgemerkt nicht um Folkloristik, wenn auch das Plattdeutsche für die erdige Note sorgt, ohne deswegen platt zu wirken.Gleichermaßen augenzwinkernd wie auch mal nachdenklich wird „midden in de Nacht“ unter dem „Appelboom“ Tango getanzt (und zwar „nackig“), aber nicht pausenlos: „Ik kann doch nich bloos lachen“. Und wenn es wieder besser geht, „denn süns’s wedder dor, de Brummers in Buuk“, die Schmetterlinge im Bauch.
Im gleichnamigen Lied allerdings geht es um „een bösen Schandool“, was Wunder, schließlich geht es auch im altbekannten „Dat du min Leevsten büst“ nicht um bürgerliche Moral. Im Titelsong der selbst produzierten CD „Wunnertüten“ heißt es, irgendwie logisch, „keen seggt denn dat allens vernünftig ween muut“ (ausgerechnet „vernünftig“ ist Hochdeutsch!).
Stilistik? Alle oder keine; „Du schnackst toveel“ könnte ein Boogie sein oder ein Rap, auch Beethoven lässt grüßen, selbst die Musik ist randvoll mit subtilem Humor. Nein, als Zugabe gibt es nicht „Lütt Matten“, Traute Römisch hat auch dafür etwa Eigenes und muss nicht in die Klamottenkiste greifen („Lott is doot“ hat sie schon im Lied über ihre „Ticktackoma Anna“ festgestellt).
Auf der CD ist mit Lothar Krist als Gast noch ein hervorragender Saxophonist zu hören. Bestellung/Kontakt: Tel./Fax 05151/254 11 mail [at] Andy.Mokrus.de (oder mail[at]Andy[dot]Mokrus[dot]de)