Es war eine gute Idee der Münchner Musiktheater-Biennale, zwischen den beiden Blöcken der Opernuraufführungen eine Reihe von Konzertveranstaltungen zu platzieren, bei denen jeweils ein Komponist mit einer Uraufführung vertreten war und gleichzeitig auch das gesamte Programm mit Komponisten seiner Wahl und deren Stücken bestimmen durfte. Dabei wirkten vier verschiedene Orchester mit, so dass sich auch aus dieser Sicht interessante orchestrale Klangfarben ergaben.
Der 1975 in Bonn geborene Hans Thomalla hatte für keine geringeren als die Münchner Philharmoniker (unter Johannes Kalitzke) ein großes Orchesterstück mit dem Titel „1, 2, three, 4“ (der Einzählvorgang in Bands) geschrieben. Eine Vielzahl von komponierten Ereignissen breitete sich gleichsam als Raummusik aus. Vier Schlagzeuggruppen verteilten ihren Klang.
Das Stück besitzt eine dichte, vielgestaltige Struktur, mit einem hohen Spannungspotential, auch in der Dynamik. -- Im zweiten Konzert mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin (Susanna Mälkki) assoziierte der 1969 in Lienz geborene Bernhard Gander Strawinskys Ballett „Petruschka“. Die Bewegungen der Figuren dort werden in seiner Komposition „dirty angel“ einem Flügelhorn und einem Akkordeon anvertraut, woraus sich im Zusammenwirken mit dem Orchester ein gestisch höchst lebendiges instrumentales „Bewegungsballett“ ergibt.
Gebärdenreich will auch Francesco Filideis Stück für Violoncello und Orchester (ORF Radio-Symphonieorchester Wien unter Stefan Asbury) sein, was sich schon im Titel „Ogni gesto d‘Amore“ („Jede liebe Gebärde“) andeutet. Das Münchner Rundfunkorchester (Ulf Schirmer) toste vehement durch ein „Rasendes Adagio“ der 1982 geborenen Chinesin Yang Lin, bei dem sich der griffige Titel alsbald in einem ambioniert komponierten Gewusel verlor. Ein Versuch, immerhin.