Als erste Opernpremiere der neuen Spielzeit ging am Theater Regensburg Giuseppe Verdis „Nabucco“ über die Bühne. In der enttäuschenden Inszenierung von Rares Zaharia glänzte vor allem eine Sopranistin als heimliche Protagonistin. Juan Martin Koch berichtet:
Wenn es nach dieser Regensburger Produktion ginge, müsste Verdis erster großer Opernerfolg „Abigaille“ statt „Nabucco“ heißen: Was Aile Asszonyi an flackernder Bühnenpräsenz und vokalem Totaleinsatz abliefert, lässt kleinliche Einwände ob ihrer nicht immer klar fokussierten und oft scharfen Höhe ebenso verblassen wie den Großteil ihrer Mitstreiter. Vera Egorova-Schönhofer kann als Fenena mit weicher Leuchtkraft gut mithalten und Selcuk Hakan Tirasoglu hat als Zaccaria zumindest das nötige raumfüllende Volumen. Probleme hat hier Yinjia Gong als Ismaele, und Adam Kruzel in der Titelpartie gelingt es erst im vierten Akt, im Moment der Genesung, ein vokal glaubwürdiges Porträt des dem Wahnsinn anheimgefallenen Herrschers zu zeichnen.
Von der Regie wird er dabei, bis auf einen golden bemalten „Schatten“ in Zwangsjacke, ziemlich alleine gelassen. Rares Zaharia beschränkt sich weitgehend darauf, das Personal auf dem sich ohne großen optischen Mehrwert permanent drehenden italo-faschistoiden Einheitsbühnenbild von Helmut Stürmer zu arrangieren. Bei Zaharia sind die Babylonier offenbar fundamentalistische Katholiken, was ebensowenig überzeugt wie das lauwarme Witzchen, Abigaille nach der zwischenzeitlichen Übernahme der Krone eine Merkel-Raute formen zu lassen. Am Ende wird sie von Nabucco per Giftspritze zur Strecke gebracht – der Schatten des Wahnsinns übernimmt das Kommando.
Da hört man doch lieber dem angemessen zupackenden Philharmonischen Orchester unter Tom Woods und vor allem dem von Alistair Lilley famos einstudierten Chor zu. Der hat über die fein zurückgenommen zelebrierte Erkennungsmelodie hinaus noch viele weitere grandiose Momente.