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Mozartfest in Schwetzingen. Foto: Michael Kube
Mozartfest in Schwetzingen. Foto: Michael Kube
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Alle Zehne. Streichquartett-Marathon beim Schwetzinger Mozartfest

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Glücklos war Mozart in Mannheim, und aus jener Zeit ist architektonisch auch nur wenig geblieben. Die kurfürstliche Sommerresidenz in Schwetzingen hat sich hingegen bestens erhalten – nur dass Mozart dort lediglich drei Mal vorbei schaute. Spätestens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat sich in der bildhübschen Residenz dennoch eine schöne Aufführungstradition entwickelt – dank der örtlichen Mozartgesellschaft, die im 50. Jahr ihres Bestehens das 44. „Schwetzinger Mozartfest“ mit einem wahren Streichquartett-Marathon abschloss.

Das Streichquartett gilt seit dem Ausgang des 18. Jahrhunderts fraglos als die nobelste kammermusikalische Gattung. Bis heute ist sie lebendig und verlangt noch immer Außergewöhnliches – vom Komponisten, der sich an ein eigenes Werk wagt, von den Interpreten, die stets auf der Suche nach neuen Perspektiven sind, und vom Publikum, das im besten Falle die alte wie die jüngere (Aufführungs-)Tradition im Kopfe hat. Dies gilt insbesondere für den klassischen Kern des Repertoires, von Haydn über Mozart bis Beethoven. Es mag Zufall sein oder charakteristisch für den aktuellen Hang zur kulturellen Selbstvergewisserung in enzyklopädischen Projekten, dass im Herbst 2019 an verschiedenen Orten nicht nur eine Auswahl, sondern der „Kanon“ als Ganzes erklingt: Beethoven derzeit sowieso, Haydn am 26./27. Oktober in Oslo (69 Werke mit 16 Ensembles nonstop in fast 27 Stunden; www.absolutthaydn.no) oder die zehn reifen Mozart-Quartette am 12./13. Oktober im historischen Jagdsaal des Schwetzinger Schlosses.

Die innerhalb des diesjährigen Mozartfestes als „Festival“ titulierte Folge von drei Konzerten avancierte dabei auch zu einer „Schule des Hörens“, so unterschiedlich gingen das Amaryllis Quartett und Schumann Quartett (sich nahezu durchgängig von Werk zu Werk abwechselnd) an den Notentext heran.

Da stand auf der einen Seite das stark konzertant geprägte, sich an eine „musikalische Öffentlichkeit“ wendende Spiel des Schumann-Quartetts: kräftig im Ton, virtuos im Gestus, vielfach dynamisch polarisierend. Mit den Werken in G-Dur (KV 387) und B-Dur (KV 458) hatte es aus der Sammlung der Haydn gewidmeten Quartette auch die beiden repräsentativeren Partituren übernommen.

Anders hingegen das Amaryllis Quartett, das wirklich kammermusikalisch auftrat: mit einem kommunizierenden Ensembleklang, feinsten Abstufungen im dynamischen Spektrum, einem wundervoll entzeitlichten sotto voce, insbesondere in den Quartetten A-Dur (KV 464) und C-Dur (KV 465). Dass Mozarts drei letzte Werke (die so genannten Preussischen Quartette) sich von der Faktur her eher nach außen richten, war so gleich in doppelter Weise zu erleben. Viel Applaus von einem Auditorium, das selbst einen Applaus verdient hätte.

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