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Aller Guten Dinge sind Drei

Untertitel
Peter Konwitschny inszeniert den Fliegenden Holländer an der Bayerischen Staatsoper
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So wie bekanntlich jedem Anfang ein Zauber innewohnt, hat es auch das Abschied Nehmen in sich. Es nimmt daher nicht wunder, wenn das Ende der Ära Peter Jonas in München mit größter Aufmerksamkeit rechnen kann. Wie so oft in bayerischen Gefilden beginnt der Wechsel mit einem Stolperstein: da wollte der damalige Kunstminister einen ganz besonderen Intendanten aus dem Hut zaubern und schon hatte er sich verhoben und München wäre beinahe… Mit viel Geld aber und Vorschusslorbeeren versehen hat man ein neues Operngespann gefunden. Das Duo Nagano und Bachler kann beginnen, wenn auch um ein Jahr verspätet.

Und da stellt sie sich ein, die typische Münchner Wehmut. So wie damals bei Wolfgang Sawallisch, dem Treuesten der Treuen. Zuletzt ausgebuht vom Publikum; dann aber, als es ihm genug war, auf Händen und Tränen getragen. So auch jetzt. Die Erfolge des Intendanten Jonas, der München wie kein Zweiter geprägt hat, überstrahlen alle aufkeimende Kritik. Zwei Dinge sind es, für die ihm das Münchner Publikum besonders dankbar ist. Zum einen eine konsequente Weiterentwicklung des Repertoirespektrums, die zur bekannten Münchner Barockblüte führte; zum anderen aber die nachhaltige Sicherung der wirtschaftlichen Situation des größten deutschen Opernhauses.

Dass Jonas den einmal eingeschlagenen Weg konsequent zu Ende geht, sieht man besonders an der Kontinuität seiner Regieverpflichtungen. Neben einer starken britischen und amerikanischen Komponente ist es vor allem der Namen Peter Konwitschny, der Entscheidendes in München geleistet hat.

Zum dritten Mal, nach Parsifal und Tristan, hat sich Konwitschny mit einem der großen Musikadramen Richard Wagners auseinander gesetzt: Der fliegende Holländer in der durchgängigen Originalfassung von 1843 sollte den Schlussstein seiner Operntrias setzen. Wer das Schaffen Konwitschnys seit seinen Anfängen in Halle und der intensiven Beschäftigung mit den Werken Händels kritisch beurteilt, muss konzidieren, dass sich der Regisseur immer auch mit der meta-musikalischen Ebene der Opern beschäftigt hat. Es geht und ging ihm niemals nur um eine platte Aktualisierung der Werke. Diese war höchstens ein Mittel um die dramatisch ideologischen Fragestellungen einer besseren Allgemeingültigkeit zuzuführen. Im Münchner Holländer ist dieser freie Umgang mit Raum und Zeit in souveräner Meisterschaft zu beobachten. Während das erste Bild in romantischer Seefahreratmosphäre schwelgt, erleben wir Sentas Ballade im modisch aufgepeppten Fitnessstudio einer scheinbar realen Gegenwart (Bühne und Kostüme: Johannes Leiacker). Diese Dekonstruktion von Ort und Zeit soll hinführen auf die Botschaft des Werkes. Wagner ist für Konwitschny einer der ersten neuzeitlichen Warner, der immer wieder aufzeigt, wohin es führt, wenn wir der Macht die Liebe opfern. Um dies überdeutlich vorzuführen scheut sich der Regisseur auch nicht davor, in musikalische Handlungsabläufe und Noten einzugreifen: In München sprengt sich Senta in die Luft und die großen Schlussakkorde knistern aus einem alten Grammophon. Endgültiger kann das Ende nicht sein. Neben einer immer stimmigen Personenregie sorgen Adam Fischer und das Bayerische Staatsorchester für eine durchgängige musikalische Spannung. Juha Uusitalo (Holländer), Anja Kampe (Senta) und Matti Salminen (Daland) beherrschen das Geschehen in kongenialer Gleichwertigkeit. Der Chor der Bayerischen Staatsoper unter Andrés Máspero sorgt für bravouröse musikalische Aktion. Das Münchner Publikum bedankt sich bei diesem Höhepunkt der Saison mit überwältigendem Applaus und – selten genug – keinem einzigen Buh.

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