Dem Kunstsinn eines Kohlenhändlers verdanken wir wohl Claude Debussys letzte Klavierkomposition überhaupt, die ihre späte Uraufführung nun in einer Matinee des Regensburger Universitätsorchesters erlebte.
Im Dezember 2001 war die Miniatur, an deren Echtheit kein Zweifel besteht, mit dem Titel „Les Soirs illuminés par l’ardeur du charbon“ (Abende, erhellt von Kohlenglut) in Paris aufgetaucht. Die Entstehung rekonstruiert der Pianist der Erstaufführung Roy Howat, der als Musikwissenschaftler an der Neuausgabe der Werke Debussys mitwirkt: Als Anzahlung für eine im harten Winter 1916/17 beschaffte Kohlenlieferung schrieb der an chronischem Geldmangel leidende Komponist dem Händler Tronquier offenbar dieses Albumblatt und wählte als anspielungsreichen Titel einen Vers aus Baudelaires Gedicht „Le Balcon“, das er bereits 1889 vertont hatte.
Ausgehend von einem Zitat aus dem vierten Klavierprélude („Les sons et les parfums tournent dans l’air du soir“) erwärmt sich das Stück in ruhigem Zeitmaß zu einem gedämpften akkordischen Funkenflug, der rasch erkaltend wieder verebbt. Keine Sensation, aber ein Gelegenheitswerk mit Ausstrahlung.