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Najmiddin Mavlyanov, Elena Guseva. Il trittico, Giacomo Puccini. Inszenierung: Axel Ranisch. Foto: Brinkhoff/Mögenburg
Najmiddin Mavlyanov, Elena Guseva. Il trittico, Giacomo Puccini. Inszenierung: Axel Ranisch. Foto: Brinkhoff/Mögenburg
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Aufschlusslos inszeniert – „Il Trittico“ von Giacomo Puccini an der Staatsoper Hamburg

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Giacomo Puccinis seltsames Außenseiterwerk „Il Trittico“, das letzte vollendete Werk des 60-jährigen Komponisten ist „ein Unikum der Operngeschichte“. Es ist viel gerätselt worden über den inneren Zusammenhang, bzw. Nichtzusammenhang der drei Geschichten, denen Puccini den Titel „Trittico“ gab, den kunstgeschichtlichen Begriff für einen dreiteiligen mittelalterlichen Flügelaltar. Trotz der so ans Herz gehenden tonalen Musiksprache von Puccini ist 1918 diese Abkehr von der konventionellen Erzähloper in ihrer Montageform ganz modern. Es geht in allen drei so unterschiedlichen Stücken um unterschiedliche Formen des Todes, jede/r RegisseurIn muss sich überlegen, wie er das verbindet.

Axel Ranisch hat jetzt in Hamburg eine filmische Rahmenhandlung erfunden über den Suizid einer fiktiven Schauspielerin, die von ihrer Managerin, ihrer Schwester, ihren Regisseuren und anderen genau in den Rollen beschrieben wird, die sie dann spielt, beziehungsweise singt: eine Statistin in „Gianni Schicchi“, und die beiden Hauptrollen in „Il Tabarro“ und „Suor Angelica“. Auch Chiara de Tanti, wie sie heißt, hat einen toten Sohn wie Schwester Angelica und Giorgetta in „Tabarro“. Das kann man machen – die PremierenbesucherInnen buhten –, zwingend ist es nicht und bringt auch keine wie auch immer gearteten Aufschlüsse über einen geheimen Zusammenhang der drei Opern, von denen der Komponist selbst „Suor Angelica“ die beste fand (Bühne, Video und Projektionen von Faiko Herold) .

Dem in dieser Aufführung zuerst gespielten „Gianni Schicchi“ liegt eine wahre, im mittelalterlichen Florenz sich ereignete Geschichte aus Dantes „Inferno“ seiner „Göttlichen Komödie“ zugrunde: Ein Testamentsbetrug, wofür Schicchi bei Dante in die Hölle wandert. Puccini zeigt sich in seiner einzigen komischen Oper als Meister einer Buffa: Mit scharfer, manchmal unfassbarer Punktgenauigkeit wird hier jede Regung erfasst: mitreißend realisiert vom Staatsorchester unter der Leitung von Giampaolo Bisanti. Axel Ranisch entwickelte mäßig die lustige Spießigkeit der Erben, das ganze hätte man sich erheblich schärfer und damit komischer vorstellen können.  

Dann „Il Tabarro“: Puccinis naturalistischtes Stück, ein düsteres Werk aus dem Seine-Schleppermilieu im neunzehnten Jahrhundert, das das soziale Elend eines Paares beschreibt. Die nach dem Tod des Kindes schwer gestörte Beziehung der beiden endet mit dem Mord des Ehemannes am neuen Liebhaber seiner Frau. Ranisch fand für diese menschliche Katastrophe einen einfachen, aber psychologisch harten Stil, anrührend umgesetzt von dem verzweifelten Roberto Frontali als Michele, Majmiddin Mavlyanov als Luigi und Elena Guseva als Giorgetta. In dieser Eifersuchtstragödie unter Seine-Schiffern kann Puccini sozusagen seine Begabung für musikalische Stimmungs- und Genrezeichnung exemplarisch vorführen.

Das gilt auch für „Suor Angelica“ nach einem Text von Giovacchino Forzano, das in zwei Bildern einen unglaublichen Kontrast aufmacht: im ersten Bild erleben wir das lebhafte, fast heitere, manchmal auch witzige Treiben im Nonnenkloster, das Ranisch als ein Proben- und Filmereignis laufen lässt. Dort lebt die von ihrer Familie ins Kloster verstoßene Angelica, weil sie vor sieben Jahren ein uneheliches Kind zur Welt gebracht hat. Im zweiten Teil dann das Psychodrama, wenn die feine Tante Angelica sagt, dass ihr Kind tot sei und diese sich daraufhin umbringt. Das Charakterbild der Fürstin-Tante, einer kalten, grausamen und bigotten Frau, kann man zu der besten Musik zählen, die Puccini geschrieben hat. Was wir sehen müssen, ist die brutale Zerstörungskraft eines geschlossenen Systems – hier das katholische Schuld- und Sühne-Systems: das war weder bei der Fürstin (Katja Pieweck) noch bei Angelica zu sehen. Schlimmer noch: Ranisch lässt den süßen kleinen Sohn mit einem Roller auftreten, was jegliche Lebenshärte in sentimentalen Kitsch verwandelt. Elena Guseva zeigte allerdings vor allem gesanglich, dass Angelica zu den großen Frauengestalten Puccinis zählt. Als am Ende die Beerdigung Chiara de Tantis gezeigt wird, treten die Mitspieler aller drei Opern an ihr Grab.

  • Weitere Aufführungen: 26., 28. und 31. März sowie am 8. April.

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