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von links im Bild: Marcell Bakonyi, Tanzensemble, Martin Platz. Foto: Olaf Olah
von links im Bild: Marcell Bakonyi, Tanzensemble, Martin Platz. Foto: Olaf Olah
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Banaler und brutaler Geschlechterkampf – Laura Scozzi modernisiert Rossinis „Italienerin in Algier“

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Hinzuengagiert: eine traumschöne Erotik-Tänzerin, die sich auch mal nackt zeigt; ein hoch trainiertes Tänzerpaar, das brutale Stunt-Liebes-Kämpfe vorführt; sechs Tänzerinnen als Escort-Girls in Reizunterwäsche – damit siedelte Regisseurin Scozzi Rossinis Dramma giocoso in der Welt von Berlusconi und Peter Hartz an.

In Nürnbergs Oper hat die Italienerin Scozzi mit so schwierigen Werken wie „Benvenuto Cellini“(vgl. nmz online vom 23.10.2008) und „Les Indes Galantes“ (vgl. nmz online vom 04.04.2016) begeistert. Das mag Intendanz und Dramaturgie bewogen haben, ihr – allzu – freie Hand mit Landsmann Rossini zu lassen. Dessen ironischen und in Teilen abgründigen Zusammenprall der Liebeskulturen von Orient und Europa hat Scozzi radikal modernisiert. In den weißen Räumen einer Richard-Meier-Villa residiert Mustafa als Boss eines Dax-Unternehmens, wird im Fernsehen zur Wirtschaft befragt – und als nächste Bildmeldung sind heutige Flüchtlingsboote zu sehen. Die hübsche und resolute Italienerin Isabella wird so auch von Security-Chef Haly mit einer Horde Flüchtlinge zu Mustafa angeliefert. Pässe werden abgenommen und alle zu Dienstboten herabgewürdigt, Isabella für den von seiner blonden Schnutzi-Mausi Elvira gelangweilten Boss eben als Lustsklavin. Sie entdeckt zwar ihren geliebten Lindoro unter den vorhandenen Dienstboten, vernascht aber vor der Liebesflucht noch mal schnell ihren Beschützer Taddeo im Stockbett ihrer Dienstkammer. Um Boss Mustafa mal zu zeigen, was „Glut und Grazie“ italienischer Liebeskunst ausmacht, tritt sie ihm als Catwoman-Domina gegenüber, fesselt ihn in Unterhosen mit Handschellen ans Bettgestell – und lässt dann Catwoman Elvira den Rest samt Auspeitschung übernehmen… was in einer „Massenvergewaltigung“ Mustafas durch die sechs Tänzerinnen gipfelte.

Dass Boss Mustafa dann auf so einen inhaltsleeren Titel wie „Pappataci“ hereinfällt, sich ess-schläfrig und alkoholisch betäubt übertölpeln lässt – da war die Aktualisierung längst gescheitert – zu schweigen davon, dass als Zwischenszenen immer wieder das Stunt-Paar derbe Ehe-Schlägereien, wüste Gewalttaten und Pseudo-Versöhnungen vorführte, zu schweigen auch davon, dass immer wieder unwichtige Nebenhandlungen bis hin zum finalen Öffnen und Ausrauben von Mustafas Tresor aufwändig und detailreich inszeniert wurden. Dafür standen im hinreißend quirligen Septett des ersten Finales alle Solisten dann nur singend da und Regisseurin Scozzi ließ das Stunt-Paar toben.

Leider war dies auch ein Bild für die musikalische Seite. Der jünglingshafte Lindoro von Martin Platz sang auch so, folglich war ihm in keinem Moment abzunehmen, dass ein selbst- und sex-bewusstes Weibsbild wie Isabella sich für ihn interessiert. Der hochgewachsene Marcel Balkonyi konnte sich sehr wohl in Unterhosen zeigen, verströmte aber keine „Baß-Boss-Töne“, um seiner Rolle irgendeine Glaubwürdigkeit zu verleihen. Taddeo, Elvira und Haly klangen solide. Erst bei den wenigen Tönen von Elviras Betreuerin Zulma, bei Irina Maltseva hörte der Musikfreund gerne hin. Bei der Isabella von Ida Aldrian sah „man“ auch gerne hin und sie ließ etliche Koloratur-Ketten glitzern – ein wenig Rossini also. Doch nach einer etwas derben Ouvertüre traf Dirigent Guido Johannes Rumstadt den leichtfüßig frechen Tonfall der begeisternd vielfältigen Rossini-Partitur zu wenig, um den Abend wenigstens musikalisch zum geistreichen Amüsement zu machen.

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