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Bester Ort für Elan, Engagement und Experimente

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Das Bebersee Festival in der Schorfheide nahe Berlin
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Neben der Musik goutieren die Besucher sommerlicher Musikfestspiele außergewöhnliche Spielstätten. Brandenburg wird außerhalb der lokalen Berichterstattung leider und zu Unrecht immer noch als recht provinzielles Kulturland wahrgenommen. Dabei hat sich hier mit den Jahren ein abwechslungsreicher Festspielsommer von bemerkenswerter Qualität etabliert.
Ausgezeichnete Konzerte an ungewöhnlichen Orten locken jährlich immer mehr Besucher in die Schlösser, Klöster, Scheunen und Industriedenkmäler der Mark. Kein Ort, wo es sich nicht musizieren ließe.

Fasziniert von dem uckermärkischen Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin rund um das Dörfchen Bebersee war auch der junge Pianist Markus Groh. Inmitten der ländlichen Idylle liegt der ehemalige sowjetische Militärflughafen Groß Dölln. Er wurde in den fünfziger Jahren gebaut und war ein strategisch wichtiger Vorposten der Sowjet-Armee nahe der Demarkationslinie des Ost-West-Konflikts. Nach dem Abzug der Russen 1994 machten private Investoren das Gelände der Öffentlichkeit zugänglich und ermöglichten neben der kommerziellen Nutzung auch künstlerische Aktivitäten. Die Schorfheide war einst Hermann Görings bevorzugtes Jagdrevier. Sein Forsthaus überdauerte den Krieg und wurde später zum Gästehaus der DDR. Am 13. August 1961 unterrichtete Walter Ulbricht hier den Staatsrat über den Mauerbau. Am selben Ort traf sich Erich Honecker mit Helmut Schmidt. Heute ist das Haus Tagungs-, Wellness- und Festivalhotel, wo sich die Künstler nach dem Konzert und beim gemeinsamen Frühstück zum privaten Gespräch treffen.

Markus Groh, den familiäre Bande nach Bebersee führten, brachte Freunde zum privaten Musizieren hierher. Als aufmerksame und angetane Zuhörer gesellten sich bald Hotelgäste dazu, ein Freundeskreis fand sich und wuchs: 1999 war das Festival geboren. Ab 2001 hat Groh die Hangars des Flughafens zu Konzertsälen der besonderen Art umfunktioniert. Ein gewagtes Unterfangen. Doch nach drei erfolgreichen Jahren kann man das Experiment geglückt nennen. Bebersee hat sich in der Festspiellandschaft Brandenburgs etabliert. Es steht – wenn auch in viel kleinerem Format – in einer Reihe mit den Sommerfestivals von Lockenhausen, Stavangar, Delft oder Moritzburg, die musikalisch von ihren Gründern geprägt sind. Nach Bebersee reisen keine festen Ensembles. Alle Kammermusikformationen werden neu zusammengestellt und haben so teilweise noch nie miteinander gespielt. Routine kann dabei nicht aufkommen, die Atmosphäre bleibt trotz höchster Konzentration zwanglos, der Kontakt zwischen Künstlern und Zuhörern ist enger als bei konventionellen Konzertveranstaltungen.

In diesem Jahr bildet das Thema „Dirigierende Komponisten – komponierende Dirigenten“ einen Programmschwerpunkt. Ausgewählt wurden Werke von Mahler, Strauss, Mendelssohn-Bartholdy, Zemlinsky und Furtwängler, dessen Todestag sich 2004 zum 50. Mal jährt. Das Eröffungskonzert am 24. Juli porträtiert die wechselvolle Geschichte der französischen Société Nationale de Musique, die im Hause von Henri Duparc 1871 gegründet wurde. Die thematische Brücke von Frankreich zur „Weltmusikstadt“ Wien wird mit dem Klavierabend des schwedischen Pianisten Hans Leygraf geschlagen mit Werken von Debussy, Schubert und Mozart.

Für Markus Groh ist die Wechselbeziehung zwischen Sprache, Gesang und Musik Basis seiner Programm-Dramaturgie. Immer wieder werden Konzertstücke durch das gesprochene oder gesungene Wort ergänzt. 2004 verwirklicht das Bebersee Festival mit dem Bewegungstheater des Centrifugue Ensembles aus New York erstmals den Brückenschlag zu einer weiteren künstlerischen Ausdrucksform. Die beiden abschließenden Konzerte am 31. Juli und am 1. August werden zusammenfügen, was zusammengehört: Musik und Tanz – wenn auch in eher ungewöhnlichen Formen, wie Obertongesang und circensischen Tanzelementen. Noch steht das Bebersee Festival am Anfang, dem besten Ort für Elan, Experimentierfreude und Engagement, und ist dadurch ein Geheimtipp für Kenner.

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