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Bewegende Melancholie

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Hommage à Clytus Gottwald
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So alt ist schon die Neue Musik: Sie kann Erinnerungen, Rührung, eine kontrollierte Sentimentalität entfalten, dann nämlich, wenn es gilt, eine der großen Figuren ihrer Geschichte zu ehren. Man erkennt in solchen Augenblicken stärker als in tagtäglichen Begegnungen, dass die Persönlichkeiten mit ihrem jeweiligen Werk über die unbestreitbare kompositorische Qualität hinaus auch so etwas Altmodisches wie Größe und Würde errungen haben. Von solcher bewegenden Melancholie war die Hommage für Clytus Gottwald erfüllt, mit der die Stuttgarter „Musik der Jahrhunderte“ und das Eclat-Festival die diesjährigen Tage der Neuen Musik eröffneten. Der „Meister des neuen Chorgesangs“ – so Laudator Dieter Schnebel über den im letzten November achtzig Jahre alt gewordenen Gottwald, konnte Freunde und Weggefährten um sich versammeln. Boulez schenkte ihm mit dem Ensemble Intercontemporain eine brillante Aufführung von Boulez’ „Sur Incise“, Holliger steuerte als Uraufführung seine „Utopie Chorklang“ bei, gesungen vom SWR-Vokalensemble das auch Wagner- und Alban-Berg-Übertragungen vortrug, die Gottwald in den letzten Jahren für Chor einrichtete: Perfekte Überführungen der Vorlagen in den Chorklang. Das SWR-Vokalensemble demonstrierte selbst mit einigen Gastsängern seine unanfechtbare Kompetenz. Insgeheim schreitet aber wohl die Demontage des Chores schleichend fort. Für diese Kulturzerstörung steht der Name des SWR-Intendanten Peter Voß.

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