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Andi Kissenbeck. Foto: Ssirus W. Pakzad
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Der Jazz gehört zu Deutschland – Andi Kissenbeck´s Club Boogaloo beim BMW Welt Jazz Award

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Hey! Jazz! Keine Selbstverständlichkeit beim diesjährigen „BMW Welt Jazz Award“. Für das Gefühl auch wirklich bei der richtigen Veranstaltung zu sein, sorgte am letzten Sonntagmorgen der „Club Boogaloo“ des Münchner Dozenten und Hammond B3-Spezialisten Andi Kissenbeck.

Da der „BMW Welt Jazz Award“ 2018 unter dem Motto „Jazz Moves“ steht, wurden bei allen bisherigen Konzerten die Sitzgelegenheiten im Doppelkegel deutlich dezimiert. Die Bewegungsfreiheit aber haben bislang wenige Zuhörer genutzt. Auch bei der vierten Matinee-Veranstaltung des Wettbewerbs fühlte sich kein Mensch zum Tanzen animiert. Immerhin wippten diesmal ein paar Köpfe deutlich vernehmbar. Denn die Musik von Andi Kissenbeck´s „Club Boogaloo“ groovte tüchtig.

Der 49jährige Namensgeber des Quartetts, der an der Münchner Hochschule für Musik und Theater als Professor unter anderem Komposition, Arrangement und Gehörbildung lehrt, orientiert sich musikalisch an einer Zeit, als die Hammond B3-Orgel in Mode kam, als der Jazz in Spanish Harlem durchlatinisiert wurde, als sich Soul und Bop vermählten. Doch in seine „Authentizität“ mischt sich auch ein wenig Geist von heute. Kissenbeck frisiert seine Eigenkompositionen etwa mit Fusion-Elementen.

Musik wie die seines vor dreizehn Jahren gegründeten Quartetts wird keine Innovationspreise gewinnen – und legt es auch gar nicht darauf an. Den vier brillanten „Boogaloo-Club-Mitgliedern“ liegt es fern, fremdes Terrain zu betreten oder das Rad neu zu erfinden. Sie begeistern einfach mit unbändiger Musikalität, lassen inneres Feuer nach außen lodern und haben bekannte Artikulationsweisen so verinnerlicht, dass sie frisch und fast nach Eigenleistung tönen. Andi Kissenbeck an der Hammond B3, der fröhlich durch die Lagen kurvende tschechische Tenorsaxofonist Karel Ruzicka Jr., der unglaublich wendige Gitarrist und Sänger Torsten Goods und der manchmal aufmüpfig akzentuierende Schlagzeuger Tobias Backhaus rissen ihr Publikum mit. Vor allem im zweiten Set drückten sie mächtig auf die Tube.     

Übrigens hat nicht nur die Musik Spaß gemacht. Auch die Ansagen des Bandleaders sorgten für beste Unterhaltung. Da wurden die Inspiration für manche Komposition preisgegeben (ein Stück verdankt sein Entstehen etwa der Fake News-Story vom toten Taucher im Brandgebiet). Da fielen Sätze wie „Der Jazz gehört zu Deutschland.“ Wie witzig. Wie wahr.

Am 8. April wird der „BMW Welt Jazz Award“ mit einem Matinee-Konzert der norwegischen Formation „Beady Belle“ um Sängerin Beate Lech fortgesetzt. Da entfernt sich der Wettbewerb dann wieder ein Stück von der Musik, die er so stolz im Namen führt.

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