Seit neun Jahren veranstaltet der Landesverband der Musikschulen (LVdM) in Schleswig-Holstein die Feriennote, Musikfreizeiten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene (www.ferienno te.de). Gestartet wurde sie unter anderem mit der JuniorPhonie, die sich als Streicher-Vororchester zum Landesjugendorchester und mit den hinzukommenden Angeboten kontinuierlich etablierte.
Im Jahr 2003 begann im Rahmen eines deutsch-polnischen Projektes ein gemeinsamer Orchesterworkshop der JuniorPhonie mit der Warschauer Musikschule „Gracyny Bacewicz“. Was als einmaliges Projekt gestartet war, wollten aber gerade die Jugendlichen – über alle Sprachprobleme hinweg – keinesfalls so einmalig stehen lassen. So fuhr die JuniorPhonie um Himmelfahrt erneut in die polnische Hauptstadt, um anlässlich des deutsch-polnischen Jahres den Austausch und die Freundschaft zu vertiefen.
Standen bei den vergangenen Kontakten auch immer polnische Komponisten mit auf dem Programm, so hatte die JuniorPhonie in diesem Jahr zeitgenössische englische Komponisten wie Alec Rowley (English Suite) und Karl Jenkins (Palladio) im Gepäck. Nachdem sich die Jugendlichen schnell wieder in der „Djekanka“, dem Studentenwohnheim der Musikhochschule im Herzen Warschaus eingerichtet hatten, verlief die erste Probe am folgenden Morgen bei den polnischen Freunden fast routiniert, als ob sich die beiden Streichorchester regelmäßig träfen. Das Vivace aus Jenkins’ Palladio konnte nach zwei kurzen Checks zum freudigen Erstaunen von Leiter Andrej Borzim fast á tempo (140!) durchgespielt werden, was die zu erwartende Probenzeit überschaubar hielt und so Raum für einen intensiveren Besuch der polnischen Hauptstadt gab.
Dabei ist mittlerweile ein gemeinsamer Besuch der Warschauer Oper fast obligatorisch. Wer dort an einem ganz normalen Mittwoch in eine ganz normale Inszenierung geht (hier: Theodorakis „Zorbas der Grieche“ mit über 120 Mitwirkenden auf der Bühne und Orchester!) stellt mit Verwunderung fest, welch hohen Stellenwert kulturelle Angebote für Staat und Gesellschaft haben. Mögen die Straßen in einem etwas schlechteren Zustand sein – ein quasi ausverkauftes Opernhaus mit einem geschätzten Altersdurchschnitt von 30 (!!!) Jahren, mit Familien, Gruppen von Jugendlichen und jungen Paaren sieht man hierzulande eher selten. Ein Phänomen, das auch bei Besuchen in anderen Kultureinrichtungen immer wieder anzutreffen ist und angesichts der hierzulande zunehmend errodierenden Kultur und ständiger „kein Geld“- Debatten nicht nur sprachlos macht, sondern gelegentlich auch beschämt.
Zum Gegenbesuch wurde der Chor der Musikschule „Gracyny Bacewicz“ vom Jugendchor „JuniorVoices“ der Feriennote zum Deutschen Musikschultag eingeladen.
Das Motto „Musik verbindet“ bewies bei den vielen Veranstaltungen der Schleswig-Holsteinischen Musikschulen mit Gästen aus Tunesien, Spanien, Frankreich, Finnland, Polen bis über Sibirien und die Mongolei eindrucksvoll, wie hoch das Interesse von Kindern und Jugendlichen an anderen Kulturen und deren Menschen ist. Sprachliche Schwierigkeiten werden durch das gemeinsame Musizieren und dem neugierigen gegenseitigen Zuhören schnell nivelliert. In diesem Sinne war der Deutsche Musikschultag im „hohen Norden“ ein voller Erfolg.
Dank gilt dem Einsatz und der Organisationskraft der Musikschulen, die diese aufwändigen Kontakte für Kinder und Jugendliche mit einem hohen Maß an persönlichem Engagement der Lehrkräfte ermöglichen. Ebenso dem Deutsch-Polnischen Jugendwerk, welches im laufenden deutsch-polnischen Jahr den Schleswig-Holsteinischen Landesverband allein 2005 mit vier musikalischen Austauschprojekten im Rahmen der Feriennote unterstützt.
Bleibt zu hoffen, dass der Elan junger Menschen, Neues kennen lernen zu wollen ungebrochen bleibt und weiterhin Mittel und Wege findet, auch zukünftig diese grenzenlosen Erlebnisse zu ermöglichen!
Informationen zu den neuen Herbst-Angeboten der Feriennote, die natürlich auch Teilnehmern anderer Bundesländer offen stehen, gibt es unter www.feriennote.de