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Dada Fola Bartmes. Foto: Ralf Dombrowski
Fola Dada / Bartmes (German Jazz Expo). Foto: Ralf Dombrowski
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Die alten Fragen – Runde neun: In Bremen traf sich die Branche zur Fachmesse jazzahead!. Eine Nachlese.

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Am Anfang gab es etwas Knatsch. Am Tag, als die jazzahead! zum inzwischen neunten Mal ihre Tore öffnete, präsentierte die Union Deutscher Jazzmusiker (UDJ) eine Pressemeldung, worin deren neuer Vorsitzender Gebhard Ullmann ein altes Thema reanimierte: die Unterstützung der Showcase-Konzerte der German Jazz Expo, die dann während des Freitags stattfanden.

„Eine Veranstaltung, die sich dem Jazz verschreibt, kann nicht in finanzieller Hinsicht völlig unangemessen mit seinen wichtigsten Protagonisten umgehen“, konnte man darin lesen, mit Bezugnahme darauf, dass die Musiker ihre Konzerte im Rahmen der Messe selbst finanzieren müssen. Das war laut gebrüllt, zumal längst im Vorfeld geklärt war, dass die privatwirtschaftlich agierende jazzahead! sich vor allem als Podium für die Künstler, nicht als deren Sponsor versteht.

So waren auch die Reaktionen unter den Musikern geteilt. „Wenn ich alles zusammenzähle“, meinte der Posaunist Nils Wogram, der am Samstag bei der Europäischen Variante der Konzerte, dem European Jazz Meeting, mit Root 70 & Strings zu Gast war, „kostet mich der Auftritt rund 10.000 Euro“. Viel Investition, aber oft mit Resultaten. „Fantastisch! Nach dem Konzert sind gleich mehrere Festivals auf uns zugekommen, die uns buchen wollen“, schwärmte der Gitarrist Kalle Kalima, dessen Quartett Kuu den Professionals gefiel. Den Preis der Live Musik Kommission, des Verbands der Deutschen Musikspielstätten, in Form einer Tournee durch sieben Clubs im Frühjahr 2015 gab es für die Band noch obendrauf. Das persönliche Engagement der Beteiligten ist daher, wie auch im richtigen Musikerleben jenseits der Messe, eine Frage der Abwägung von Investition und Nutzen, haarscharf an der Grenze der Selbstausbeutung entlang kalkuliert. Denn wer richtig Geld verdienen will, ist falsch im Jazz.

Bremen und Business

Daher werden Nebenwege gesucht. Für die jazzahead! ist es beispielsweise essentiell, dass sie fest im Kulturleben ihrer Heimat Bremen verankert ist. Dementsprechend umfangreich ist das Konzertprogramm gewachsen. 55 Konzerte bietet die Clubnacht in 27 Spielstätten der Stadt, in der Messe selbst und im Kulturzentrum Schlachthof treten innerhalb von dreieinhalb Tagen drei Dutzend Bands aus Deutschland, dem Partnerland Dänemark und Europa auf, um ihr Können zu präsentieren. Zwei Gala-Konzerte mit Gitte Haenning und Palle Mikkelborg sorgen für Glamour. Eine Ausstellung des diesjährigen Jazzahead-Skoda-Awards-Preisträgers Jan Persson zeigt Fotografien berühmter Musiker noch bis 7. Juni im Schuppen 1 der Artdocks. Weitere Filme, Konzerte, Radioübertragungen, Showcasemitschnitte halten das Thema am Köcheln.

In den Hallen selbst herrscht das Business. Hände schütteln, Schultern klopfen, Happy Hours, Meetings im Kleinen und im Großen. Musiker, Agenten, Vertriebspartner, Verleger, Journalisten, Lobbyisten streifen durch die Halle, insgesamt 708 Aussteller und 2.811 Fachbesucher versuchen, ins Gespräch zu kommen, Neues zu entdecken, Bewährtes zu verdealen. Die kollektive Euphorie angesichts des Klassentreffens hat dabei etwas Surreales. Denn die Branche kämpft zwar auch um die Gunst des Publikums, vor allem aber ums Überleben. Manch einer klagt, dass selbst bei Konzerten, einem der letzten Refugien der zumindest punktuellen Wertschöpfung, kaum noch CDs verkauft werden. Über Streaming will eigentlich niemand reden, es ist einer der Sargnägel der schönen alten Musikwelt. Panels gibt es weniger als früher, denn das meiste Grundlegende ist schon diskutiert, wirklich neue Entwicklungen stehen in diesem Jahr keine an. Immerhin finden sich zu den Konzerten einschließlich der Clubnacht fast 16.000 Zuhörer ein, über 4.000 mehr als 2013. Ein klarer Lichtblick, nicht nur für Bremen.

Blick nach vorn

Wehmut hilft also nicht, sondern nur der Blick nach vorn. Es gibt einiges anzupacken, schließlich steht für die jazzahead! das Zehnjährige und für die Szene Basisarbeit an. Die UDJ proklamiert daher den Mindestlohn für Jazzmusiker als wichtiges Nahziel ihrer Arbeit. Und die Messe will unter anderem den in diesem Jahr mangels Sponsoren ausgefallenen Preis für Deutschen Jazzjournalismus zweijährig neu positionieren. Denn wenn niemand erzählt, dokumentiert, präsentiert, was es alles gibt, schrumpft die Präsenz und das Publikum. Der Award für den Fotografen Jan Persson war da bereits ein Zeichen. Aber es muss weitergehen, an vielen Baustellen.

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