Barbara Buchholz ist eine Grenzgängerin, die Stile, Gesten und Elemente sehr verschiedener Musiziersphären miteinander vermischt. Sie spielt Theremin und elektrischen Bass, sie singt experimentell und parallel bedient sie Computer und skurriles Kinderspielzeug. Geloopt und gesampelt wird live; nicht ohne theatralische Zeremonie. „Heart beat loop“, ihr neues, in Berlin eigens uraufgeführtes Programm spielt mit Kitsch, Technologie und Emotion und bohrt in seinen Bruchstellen abgründig weit, in Tiefenbereiche der Psyche und des Existenziellen.
Die Frau hebt die Hand und eine Stimme erklingt aus einer anderen Welt. Auf Zeichen treten unsichtbar andere hinzu, mischen sich, brechen, und sind schon durch den Äther enteilt. Mediengestalten aus Medienwelten. Die Musikerin, in Echtzeit verkabelt mit allerlei Technologie, bestimmt, wann wer ertönt und regiert so ein imaginäres Theater der Klänge. Barbara Buchholz ist eine Grenzgängerin, die Stile, Gesten und Elemente sehr verschiedener Musiziersphären miteinander vermischt. Sie spielt Theremin und elektrischen Bass, sie singt experimentell und parallel bedient sie Computer und skurriles Kinderspielzeug. Geloopt und gesampelt wird live; nicht ohne theatralische Zeremonie. „Heart beat loop“, ihr neues, in Berlin eigens uraufgeführtes Programm spielt mit Kitsch, Technologie und Emotion und bohrt in seinen Bruchstellen abgründig weit, in Tiefenbereiche der Psyche und des Existenziellen. Die künstlerische Vita erzählt viel vom Experimentieren. Beispielsweise mit ungewöhnlichen Geräten und Klängen, in Projekten mit Tänzern und Malern, zuletzt auf dem Feld der Theatermusik. Bielefeld ist das Zentrum, Barbara Buchholz wirkt im westfälischen Raum. Anfangs spielte sie Bass in der Bigband „Reichlich weiblich“ und seither ist die Doppelerfahrung als Frau und Musikerin in ihren Programmen deutlich präsent.Anderen technologisch ambitionierten Projekten fehlte eine solche soziale Selbstreflexion. Dem reichlich brachialen Programm „apples & snake“ beispielsweise, mit dem sich die deutsche Bassistin Sabine Worthmann und DJ Jeannie Hopper aus New York quer durch Klassik und Pop am Persiflieren musikalischer Welthits versuchten. Oder den zwei Schweizerinnen Franziska Baumann und Charlotte Hug, die ihrerseits vorgaben, mittels Geige, Flöte, Stimme und elektronischen Sounds die Frauenfigur aus Buñuels Film „Belle de Jour“ nachzuempfinden. In ihrer Performance jedoch blieben sie stark auf Strukturelles fixiert. Konzeptionell deutlich komplexer wirkte Iris ter Shiphorsts etwas hermetisches Bühnenstück „Silence moves“. Es reflektiert im Spannungsfeld von Sprache und Schweigen und bündelt Momente von Oper und Film, Performance und Hörspiel, Rock und Kammermusik.
Projekte wie diese belegen, wohin sich bei „Wie es ihr gefällt“ seit einiger Zeit die Dimensionen verschoben haben. Zwar ist dieses Forum weiblicher Alternativen inzwischen zum Podium einer internationalen Grenzbereich-Avantgarde ausgereift; das Politikum des Geschlechter-Aspekts verliert sich dabei jedoch mehr und mehr zugunsten des rein Artifiziellen. Tendenziell folgt dies genau dem Geist des Kulturmarkts; also den Erwartungen eines sich verändernden Publikums, an dessen Andrang wiederum die Fortexistenz des Festivals maßgeblich hängt. Nicht mehr das Lied der Emanzipation, nicht subversiver Rock, sondern Multimedia und technologischer Kick locken heute weitgehend jüngere Männer und Frauen aus immerhin beiden Teilen der Stadt in die Fabrikruine der Kulturbrauerei im Prenzlauer Berg. Publikumswünschen zu folgen, ist angesichts der gewachsenen Härte des Berliner Veranstaltungsmarkts zunächst kein unkluger Zug. Das Reduzieren gewohnter stilistischer Vielfarbigkeit brachte „Wie es ihr gefällt“ im ‘99er Herbst zunächst auch Gewinn. Solistinnen wie Laura Gallati, Lauren Newton, Joelle Leandre und Lee Pui Ming rückten das Festival deutlich in die Richtung artifizieller Musik und versprachen Konzerte von so namhaftem Rang, dass selbst Vertreter der akademischen Szene im alternativen Konzertsaal erschienen.
Vor allem die zwei Klaviersoli erhielten Applaus. Die Wahlkanadierin Ming verband Improvisation, chinesische Tradition, Humor und europäische Avantgarde. Laura Gallati, bekannt von ihren provozierenden Kunst-Aktionen in der Schweiz, spielte am eigenwillig präparierten Instrument Musik von John Cage. Die improvisierten „18 Colours“ der Pariser Kontrabassistin Joelle Leandre und der Stimmkünstlerin Lauren Newton wirkten vergleichsweise fad und zu routiniert.
Zur unumstrittenen Festival-Attraktion dagegen gerieten Person und Konzert der Texanerin Pauline Oliveros. Die fast 70-jährige gehört zu den Pionieren der amerikanischen Elektronik. Noch immer ist sie an neuesten Formen modernen Musik- und Informationen-Austauschs interessiert. Anfang der 90er-Jahre organisierte sie so ein spektakuläres Konzert, das simultan in fünf amerikanischen Städten ablief.
Zum Festival in Berlin kam Oliveros mit ihrem Akkordeon. Trotz des Verzichts auf jedes technische Element, folgte sie ihrem Musizier-Ideal des „deep listening“: auf jede mögliche Weise alles zu hören und zum Klingen zu bringen, was einen umgibt. Die Instrumente, die Klänge des Alltags und der Natur, innere und imaginierte Stimmen. Jahrzehntelang hat Oliveros diese eher meditativen Musizierform gepflegt. In ihrer sehr suggestiven Improvisation „Pauline’ s Solo“ präsentierte sie sie auch in Berlin.