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Foto: Robert-Recker.de
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„Die Bremer Stadtmusikanten | Bremen Mızıkacıları“ an der Komischen Oper Berlin

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Vergleicht man die neue Produktion der Oper für Kinder an der Komischen Oper Berlin mit denen der Vorjahre, so fällt auf, dass diese besonders sparsam ausgefallen ist. Die Uraufführung von Attila Kadri Şendils Kinderoper „Die Bremer Stadtmusikanten“ verzichtet auf den Einsatz des Kinderchores, beschränkt sich darstellerisch auf zwei Solistenquartette und reduziert Ausstattungseffekte auf Schattenrisse.

Für diese Produktion wurde die sattsam bekannte, aber vor Aufführungsbeginn immer noch Lacher auslösende Aufforderung, während der Aufführung nicht zu twittern und zu googeln, neu eingespielt und reduziert auf die Forderung, Handys auszuschalten. Verwirrend stellt sich der Sprecher vor der Kinderoper als jemand vor, der für dieses Haus bereits die Opern „Lear“, „Bernarda Albas Haus“ und „Medea“ komponiert habe – das aber ist Aribert Reimann und nicht Attila Kadri Şendil.

Die Besucher im Vor- und Grundschulalter kümmert das wenig, und der Anfang der Ouvertüre geht im aufgeregten Kinderkrakelen unter. Da die Komische Oper ihrer liebenswerten Tradition gefolgt ist, die Kinderopern musikalisch auch auf CDs vorzustellen, lässt sich Şendils Vorspiel auf der Hörbuch-CD nachhören, die diesmal (für 7 Euro) ein Programmheft ersetzt. Auf der CD ist das Vorspiel der einzige instrumentale Teil, die Gesangsnummern hingegen werden nur mit Klavierbegleitung ausgeführt. Dreimal erklingt, textlich leicht abgewandelt, der Titelsong „Wir ziehen los nach Bremen“ und wetteifert so, als potenzieller Ohrwurm mit dem ebenfalls wiederholt eingespielten Song „Gemeinsam und vereint sind wir stark“.

Besonders auf der CD gefällt Katarzyna Włodarczyk als Interpretin der Katze – leider in erstaunlichem Gegensatz zu ihrer Bühnenwirkung in der vom Rezensenten besuchten vierten Aufführung. Da sind der Esel von Carsten Sabrowski, der Hund von Adrian Strooper und der Hahn der Koloratursopranistin Andromahi Raptis ungleich präsenter.

Die Erzählweise des Märchens folgt durchaus jener der Brüder Grimm, nur dass es sich hier in jenem nächtlichen Haus, welches vom Kollektiv der tierischen Musikanten besetzt wird, nicht um Räuber handelt sondern um die vier vormaligen Tierbesitzer: Christian Tschelebiew, Christiane Oertel, Denis Milo und Alma Sadé haben Esel, Hund, Katze und Hahn verjagt und feiern es nun. Neu hinzuerfunden hat der als Librettist fungierende Chefdramaturg Ulrich Lenz einen nächtlichen Traum: die vier Tiere träumen von einem erfolgreichen Star-Auftritt in Bremen, und ihre ehemaligen Besitzer überreichen ihnen dafür die – insbesondere an diesem Haus – obligatorischen Glitzer-Fummel, und das in ebensolchen silbernen Kostümen. Die musikalisch zum Eindrucksvollsten gehörende Szene auf einer Freitreppe setzt dramaturgisch auf das Vorbild der 14 Englein in der berühmtesten aller Weihnachtsopern, hier allerdings reduziert auf deren vier.

Die sich auf eine Choreografie von Silvano Maraffa stützenden Arrangements des Regisseurs Tobias Ribitzki erweisen sich als überaus beliebig, Höhepunkt an Spannung ist da eine Verfolgungsjagd durch Reihe drei. Bedauerlich, dass auch das Schweben des Hahns technisch weit hinter den Errungenschaften der an diesem Haus bei „Peter Pan“ bewiesenen technischen Möglichkeiten zurückbleibt.

Einer Schattenriss-Projektion der vier Ex-Tierbesitzer im Haus folgt eine Schatten-Projektion der vier Stadtmusikanten in Form eines klassischen Tierumrisses. Dann wird die Papierwand zerrissen. Ein weiterer herabkommender Schleier – für einen nochmaligen Schattenriss sowie für eine farbige Foto-Projektion – zeigt die Fragwürdigkeit dieser Konzeption, für deren Bühnenbild Alfred Peter und für deren Kostüme Katrin-Susann Brose verantwortlich zeichnen.

Als Besonderheit wurde die Uraufführung angekündigt als Kinderoper in zwei Akten „in deutscher und türkischer Sprache“ – doch beschränkt sich die Zweisprachigkeit de facto auf einige Einsprengsel, Textwiederholungen auf Türkisch.

Sehr viel weiter geht da eine weitere, soeben von der Komischen Oper Berlin produzierte CD mit Sergei Prokofjews „Peter und der Wolf“ in drei Versionen: einmal auf Deutsch, einmal auf Arabisch und einmal als rein instrumentale, beim Zuhören durch Drücken der Pause-Taste des CD-Players zu ergänzende Version. Diese Einspielung kommt der Idee eines verbalen Miteinander in der Kunst, einer mehrsprachigen Aufführung für Kinder (ohne entsprechende Untertitelungen auf den Rücklehnen des jeweiligen Vordermannes) durchaus mehr entgegen.

Das trefflich disponierte Orchester der Komischen Oper Berlin dirigiert Ivo Hentschel, der auch Şendils neue Kinderoper mit ihren in den westlichen Musical-Stil integrierten türkischen Instrumenten Kanun, Bağlama, Oud und Zurna, routiniert leitet.

Das durch die Sängerdarsteller der Tiere zur fleißigen Produktion von Eselslauten (im Gegensatz zur CD nicht „Iah“, sondern „Aih“), zu Miau, Wuff-Wuff und Kikeriki animierte junge Publikum forderte am Ende mit lebhaften Sprechchören eine Zugabe. Diese jedoch wurde ihm nicht gewährt.

  • Weitere Aufführungen: 22. Oktober, 26. November, 1., 7., 10., 11., 12., 18. und 26. Dezember 2017.

 

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