Das Duo pianoworte (Bernd-Christian Schulze, Klavier, und Helmut Thiele, Erzähler) und die Klasse 4a der Vogelsangschule Stuttgart unter der Leitung von Tanja Eidenmüller nahmen das Tagungsmotto der 27. Bundesschulmusikwoche im September in Stuttgart „Begegnungen“ beim Wort.
Auf einem hohen Berg lebte ganz allein und ohne einen einzigen Freund ,Irgendwie Anders‘“: Und schon stürmt der Pianist mit zwei Spielzeugautos über die Klaviertasten, die dabei entstehenden Glissandi untermalt er mit dem nervenaufreibenden Klingeln zweier Handys, mit Geburtstagströten und mit dem Lärm einer Küchenmaschine. Sofort wird klar: ,Irgendwie Anders‘ ist tatsächlich irgendwie anders – ungewöhnlich, ausgelassen und hyperaktiv. Und gerade deswegen wird es von der Umwelt nicht akzeptiert. Was immer ,Irgendwie Anders‘ auch unternimmt, um sich den anderen anzupassen – es erntet Ablehnung.
Schließlich stößt dieses ausgegrenzte Wesen auf ein ,Etwas‘, welches ebenfalls vollkommen „anders“ ist. Weil ihm dessen Fremdartigkeit aber letztlich egal ist und es darin sogar eine große Gemeinsamkeit entdeckt, nimmt ,Irgendwie Anders‘ das ,Etwas‘ bei sich auf und kann sich so aus seiner Einsamkeit lösen.
Die Komponistin Juliane Klein hat zu dem preisgekrönten Buch von Kathryn Cave und Chris Riddell eine ungewöhnliche, bunte und ,irgendwie andere‘ Musik geschrieben, bei der zu den bereits erwähnten „Instrumenten“ noch vier Tischtennisbälle, drei Regenmacher und zwei Spieluhren treten. Originelle Action und geradezu zauberhafte Klangpoesie verbinden sich zu einer grandiosen Mischung, die gerade für Kinder im Grundschulalter nicht besser sein könnte, um die noch vollkommen unvoreingenommenen Ohren der jungen Hörer für Neue Musik zu öffnen und offen zu halten. Wirkungsvoll verbindet Juliane Klein tonale und atonale Strukturen und sorgt durch charakteristische Leitmotive für einen Spannungsbogen, der sich ganz selbstverständlich erschließt und so das Thema des Außenseiters und des Andersseins für Kinder ebenso einfach wie nachhaltig erfahrbar macht.
Seinen ganz besonderen Reiz erhält das Werk aber erst dadurch, dass gemeinsam mit dem Duo pianoworte eine komplette Schulklasse mit auf der Bühne steht und eine ganze Reihe von vokalen Klangbausteinen beziehungsweise Mitmachaktionen zum Geschehen beisteuert. Durch dieses Zusammenwirken von Profis und Kindern entsteht eine derartige Faszination, dass es in dem mit Schulklassen fast vollbesetzten Kammermusiksaal der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Stuttgart mucksmäuschenstill war und blieb. Eine solche Begegnung mit Musik und Wort hatten viele der kleinen Zuhörer wahrscheinlich noch nie erlebt – also gewissermaßen eine Begegnung der ,irgendwie anderen‘ Art!
Und auch für die mitwirkenden Kinder der Klasse 4a der Vogelsangschule Stuttgart war die Begegnung mit ,Irgendwie Anders‘ sicherlich ein prägendes Erlebnis: Für ein paar Wochen hatten sie Gelegenheit, intensiv in eine Welt einzutauchen, die irgendwie anders war als der „normale“ Unterricht. Von ihrer Musiklehrerin Tanja Eidenmüller liebevoll geleitet und kompetent einstudiert, boten sie ihre Aufgaben mit Bravour dar und brachten die ,etwas anderen‘ Melodien der Lieder wunderbar zum Klingen. Sie durften erleben, wie es ist, mit Profis zusammenzuarbeiten, mit ihnen gemeinsam eine Aufführung zu gestalten und in einem richtigen Konzertsaal vor zahlreichem Publikum aufzutreten – für Akteure und Zuhörer ein Erlebnis auf hohem Niveau.
Gerade bei Kinderkonzerten kann die Begegnung zwischen professionellen Musikern und Schülern – in Verbindung mit Aufgaben zur aktiven Mitgestaltung – eine hervorragende Brücke zum Hören Neuer Musik bauen. Die „Irgendwie-Anders“-Musik eignet sich besonders zur Aufführung in den Jahrgangsstufen der Klassen eins bis vier, Unterrichtsmaterial liegt in gedruckter Form vor. Nähere Informationen sind erhältlich unter www.editionjulianeklein.de und www.duo-pianoworte.de