Drei Jahre danach wirkt alles ganz logisch: Der aus Weiden stammende Seibert setzt sich für den Weidener Reger ein, gründet ein Festival mit Konzerten und Meisterkursen und belebt die Max-Reger-Gesellschaft neu (siehe unten stehende Meldung). Und doch ist vieles weniger selbstverständlich als es scheint. Auch in einer kleineren Stadt der Oberpfalz kann die kulturpolitische Landschaft unübersichtlich sein, wenn sie von vielen Grüppchen bestimmt wird, die nicht immer an einem Strang ziehen. Da gab es schon in den fünfziger Jahren Reger-Tage, die dann vom Förderkreis für Kammermusik übernommen wurden und inzwischen alle drei Jahre an einem Wochenende stattfinden.
...aus der Seelentiefe“ – so war 1997 das interdisziplinäre Projekt der Bremer Hochschule für Künste überschrieben, das sich mit den verschiedensten Aspekten der Jahrhundertwende auseinander setzte. Die CD, die der Klavierprofessor Kurt Seibert aus diesem Anlass mit Schülern produzierte, setzte dabei einen besonderen Akzent, der zur Initialzündung für weitere Aktivitäten werden sollte: Sie war ausschließlich dem wenig bekannten Klavierwerk Max Regers gewidmet. Drei Jahre danach wirkt alles ganz logisch: Der aus Weiden stammende Seibert setzt sich für den Weidener Reger ein, gründet ein Festival mit Konzerten und Meisterkursen und belebt die Max-Reger-Gesellschaft neu (siehe unten stehende Meldung). Und doch ist vieles weniger selbstverständlich als es scheint. Auch in einer kleineren Stadt der Oberpfalz kann die kulturpolitische Landschaft unübersichtlich sein, wenn sie von vielen Grüppchen bestimmt wird, die nicht immer an einem Strang ziehen. Da gab es schon in den fünfziger Jahren Reger-Tage, die dann vom Förderkreis für Kammermusik übernommen wurden und inzwischen alle drei Jahre an einem Wochenende stattfinden. class="bild">
Doch auch der zu würdigende Komponist selbst entzieht sich dem üblichen Festivalszenario. Welche könnten die Reger-Bonbons sein, mit denen man das Publikum in Scharen anzieht, um ihnen dann auch noch das etwas Abseitigere untermischen zu können? Und wie wäre dem Image des knorrig-trockenen, unzeitgemäßen Kontrapunktikers zu begegnen, das dem Riemann-Schüler bis heute ebenso anhaftet wie die postume Vereinnahmung durch eine den Nazis gegenüber allzu offene Reger-Clique?
Hier ist natürlich zunächst der Programmplaner gefragt und Seibert möchte die Konzerte im zweiten Jahr des Bestehens dazu nutzen, Reger in den Kontext seiner Zeitgenossen zu stellen. Unter dem Motto „Aufbruch in die Moderne – Reger und seine Zeit“ sind hier spannungsvolle Kontraste und die eine oder andere Überraschung über den mutig nach vorne schauenden jungen Reger ebenso zu erwarten wie ein Vergleich von dessen Aufgreifen barocker Formmodelle mit ähnlichen Tendenzen etwa bei Ravel.
Auch der geografische Radius ist weiter gezogen. Mit Regensburg, Bayreuth, Waldsassen und anderen Stationen außerhalb Weidens, soll das Festival weit in die Region hinein wirken, was durch die Zusammenarbeit mit Sponsoren und Konzertveranstaltern vor Ort möglich wird.
Über den Konzertabend hinaus gedacht ist für Seibert aber die Nachwuchspflege das entscheidende Anliegen. Nur wenn junge Künstler sich engagiert der Werke des Komponisten annehmen, kann sich in seinen Augen so etwas wie eine Tradition der Regerinterpretation etablieren. Und so gesehen ist sein Konzept naheliegend: Konzerte junger Musiker/-innen in Verbindung mit Meisterkursen, deren Dozenten in die Materie eingearbeitet sind, darunter der Schwedische Violinprofessor Ulf Wallin und der Liedbegleiter Wolfram Rieger.
Eine reizvolle Ergänzung des über mehrere Wochen sich erstreckenden Programms (Ende August bis Anfang Oktober, Näheres auf der abgebildeten Homepage) bilden zwei Veranstaltungen, in denen abgesunkene Klavierkunst lebendig werden soll. Der Welte-Mignon-Spezialist Willy Dennl bringt Abspielgeraät samt Rollen mit und Peter Cossé präsentiert in Bild- und Tondokumenten eine Geschichte des Klavierspiels im 20. Jahrhundert.