Bühne frei - und Action! Ungewohnte Klänge für ein Opernhaus: Schon zum vierten Mal wurde die Staatsoper Hannover am 15. Juni, im Rahmen des Tags der Musik des Deutschen Musikrats, zur Bühne für alle möglichen Jugendensembles unterschiedlichster Musikrichtungen. Für eine große Zahl junger Leute erfüllte sich die Jugendkonzertnacht „open stage“ nicht nur als aufregender Auftritt, sondern auch als ein Abend zum Erleben, Kennenlernen und Feiern.
Ganze 20 Ensembles waren dabei: Senior Concert Band der Schillerschule Hannover, Jugendblasorchester der Musikschule Nienburg, Jbo-YoungStars Seelze, La Winds, SoundgardenG, Big Band des Schillergymnasiums Hameln, Käthe Concert Band, KKS Big Band, Percussion tonal, U-Jazz, sueño y sonido, Fearless, Handglockenchor Wiedensahl, Cindy Mac-Kensen, Ensemble Leggero, Anton & Jeffrey, KRONER, DIE POSTPUNK, Diamond & Modou und Mister Given. Last but not least war das Niedersächsische Staatsorchester selbst als Gastgeber eines der Ensembles und eröffnete den Abend mit einem klassischen Ouvertüren-Mix.
Zu Beginn beschwor Chefdramaturg Klaus Angermann die Vision vom Opernhaus als einer „gigantischen Klanginstallation“. Die Umsetzung bedeutete für das Organisationsteam rund um Eva Harrison und Tamara Schmidt einen ungeheuren Arbeitsaufwand, da im Haus alle Gruppen begleitet und alle Bühnen, die zum Teil gleichzeitig bespielt wurden, koordiniert werden mussten. Freiwillige Helfer als Betreuer und „Guides“ im Haus waren eine unerlässliche Hilfe.
Vor allem engagierten sich auch einige der Orchestermusiker als „Orches-terlotsen“: Sie hatten die Ensembles schon in den Wochen zuvor besucht und bei der Vorbereitung unterstützt. Am Tag der Veranstaltung konnten die Lotsen „ihre“ Ensembles in der Oper einführen und beim Soundcheck beraten. Der Posaunist Michael Kokott, der die Koordination der Lotsen übernommen hatte, war zunächst auch bei der Auswahl der Ensembles aus den zahlreichen Bewerbern federführend. Bei der Zuteilung der Lotsen zu den einzelnen Ensembles richtete er sich nach den jeweiligen Wünschen der Leiter.
Wichtig ist ihm, „dass es Kollegen freiwillig machen, die da Spaß daran haben“, was bisher sehr gut funktioniert habe. Einer der Lotsen, der Posaunist Tobias Schiessler, berichtete, dass er vor allem beim Umgang mit den Ins-trumenten oder Fragen von Intonation und Stimmung helfen konnte.
Wichtig war für ihn auch das Zusammenspiel und die Erfahrung der Gruppe, „dass man nicht nur sagt, du bist zu leise, du musst lauter spielen, sondern auch, du bist wichtig, du kannst antreiben, du bist Motor.“ Ganz begeistert zeigte sich Daniel Haupt, einer der Leiter von La Winds, über die Wirkung der Lotsenbesuche, die für die Jugendlichen ein Anreiz seien, sich von ihrer besten Seite zu präsentieren. Mehr noch, der Respekt vor den Profimusikern war äußerst produktiv: „Er hat einfach durch seinen Status als Tubist des Staatsorchesters so eine Autorität bei den Schülern, dass sie alles sofort umsetzen.“
Die Ergebnisse konnten sich hören lassen: Tatsächlich überraschten und begeisterten alle Ensembles des Abends mit ihrem großen Können und hoher musikalischer Qualität. Ihrem professionellen Auftreten merkte man den Enthusiasmus für die besondere Atmosphäre des Hauses und der Bühnen an – da wurden auch die Profimusiker mitgerissen. Enorm war auch die musikalische Bandbreite: Von solistischem Akustik-Rock über leidenschaftlichen und feinfühligen Tango und Punk, Hip-Hop, Beatbox bis zu großbesetzten Blasorchestern auf der Hauptbühne. Beim Schlendern zwischen den Bühnen konnte man vom Bigband-Sound zu den ungewöhnlichen und faszinierenden Klängen des Handglockenchor Wiedensahls gelangen. Auf der gro-ßen Bühne ging es richtig zur Sache: „Ghostbusters“ von JBO Youngstars Seelze hat das gesamte Publikum angesteckt, auch bei dem furiosen Finale von La Winds tobte der Saal – von der Musik zu „Blues Brothers“ wurde vehement eine Zugabe eingefordert.
Daniel Haupt registrierte bei den Teilnehmern einen starken Identifikationsprozess mit dem Haus der Staatsoper: „Sie lernen Oper dadurch kennen, dass sie hier auf der Bühne spielen, dadurch ist es ‚ihre Oper‘, dadurch werden diese ‚magische Bühne‘, die ‚heiligen Hallen‘ ein bisschen entzaubert, aber dafür personalisiert. Wenn sie als Jugendlicher hier ein oder zwei Mal gespielt haben, dann ist diese Berührungsangst etwas weg, das Bild von Oper verändert sich in der Wahrnehmung der Schüler durch die Veranstaltung total.“ Die Ausschreibung für 2014 läuft.