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Waren sichtlich mit Spaß bei der Sache: die Gewinner des 54. ARD Musikwettbewerbes. Foto: ARD Wettbewerb
Waren sichtlich mit Spaß bei der Sache: die Gewinner des 54. ARD Musikwettbewerbes. Foto: ARD Wettbewerb
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Erster Gewinner ist der Wettbewerb selbst

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Anspruchsvoller Leistungsvergleich: der ARD Musikwettbewerb in München in seinem 54. Jahr
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Der zunächst gefährdete Fortbestand des ARD Musikwettbewebs scheint erst einmal gesichert. Darauf einigte sich die Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten in Deutschland (ARD) und der Bayerische Rundfunk. Durch Kostenverlagerung wird es ermöglicht. Der BR trägt künftig die Jahresfestkosten des Sekretariates alleine und erhält sich diese einzigartige internationale Renomee-Kür für den musikalischen Spitzennachwuchs. Die Rundfunkanstalten der ARD bleiben mitfinanzierende Partner für diese jährliche Begegnung und Bewährung junger Musiker aus aller Welt.

Mit nun schon vierundfünzigjähriger Tradition eröffnet der Rundfunkwettbewerb Münchens Konzertsaison, diesmal mit bemerkenswert zunehmender Anteilnahme eines fachverständigen Hörerforums. Aufmerksam begleitet es die jungen Künstler aus aller Welt durch die drei Wettbewerbtouren. Und kritisch. Denn in der Vergabe von Publikumspreisen während der Finalrunde liegt zusätzlicher Anreiz. Hinter solch wundersamer Öffentlichkeitswirkung – der zweite Eigengewinn des ARD Wettbewerbes – steckt geglückter Medieneinsatz, und unterschwellig auch die Design-Innovation, mit dem der ARD Musikwettbewerb neu aufzutreten verstand. Schließlich mussten der Nachfrage wegen die Abschlusskonzerte in Münchens größte Konzertsäle gelegt werden. Soweit die gute Nachricht.

Und die schlechte? Der Sparstift streicht künftig jene Errungenschaften, die der derzeitige künstlerische Leiter Christoph Poppen im Laufe seines nun zu Ende gehenden Fünf-Jahres-Vertrages aufgebaut hat: zum Beispiel die Anschlussförderung der ARD-Preisträger, die diesen Wettbewerb zusätzlich zu den ansehnlichen Preisen attraktiv, ja besonders sinnvoll machte, die kammermusikalischen Preisträger-Festivals zu Elmau, Nymphenburg und Berlin. Aber sie seien nicht mehr zu finanzieren. Auch eine eigene künstlerische Leitung wird es nicht mehr geben. Die künftige Verantwortung wird dem Chef der Hauptabteilung Musik aufgedrückt. Die Geldpreise werden abgesenkt. Das hohe Ansehen des ARD Musikwettbewerbes unter der weltweiten Hundertschaft anderer Wettbewerbsangebote wirkt angeknackst.

Bislang zählt der Musikwettbewerb der ARD in Europa nicht nur zu den ältesten, sondern zu den wichtigsten und wohl auch angesehensten Startlöchern für den professionellen Musikernachwuchs. Wie gut, dass bis 2008 die Planung steht: weiterhin jährlich drei Solo- und eine Ensemblewertung, die sich im vier- bis sechsjährigen Turnus wiederholen. Für 2006 gerade ausgeschrieben: Opern- und Konzertgesang, Klavier, Bläserquintett. Vorgesorgt sind bereits die Kompositionsaufträge künftiger Pflichtwerke, bestellt die Experten für die Jurygarde der nächsten Jahre.

Besonders erfreulich die auf über 70 Institutionen angewachsene Liste derer, die für Preisträger Anschlussverpflichtungen in Aussicht stellen und auf die man um so mehr angewiesen ist, je mehr der Rundfunk sich aus derartiger Verantwortung zurückzieht. Dass davon nicht nur die ersten Plätze profitieren mögen, sei mit gutem Gewissen empfohlen. Nahezu alle, die nach München anzureisen wagten, durchweg mit einem exzellenten Niveau, eisernem Leistungs- und Gestaltungswillen und breitem Spielrepertoire durch alle Epochen, verdienen jede Chance auf dem Podium, brauchen immer wieder An- und Aufforderung zu neuer Bewährung vor interessiertem Publikum.

In diesem Jahr lässt sich in München eine besonders dankbare Bilanz ziehen. Es müssen Nuancen von Punkten sein, die den Jurygremien dennoch Rangfolgen ermöglichten. Denn jeder der jungen Musiker zeigte auf seine Weise nicht nur unglaubliche Virtuosität, die an die Grenzen des Machbaren zu gehen scheinen. Die individuelle Interpretation und Werkgestaltung, runder Klang der Instrumente, jeder mit persönlicher Note, der eine mehr im kammermusikalischen, der andere im solistischen Auftritt mit Orchester, schließlich die Spannung, mit der der Zuhörer gefesselt wird, – das mögen einige der Kriterien sein, die sich dann in einer Summe zusammenreimen.

Im Finale wusste der welterfahrene Dirigent Yakov Kreizberg die Musiker des Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks anzufeuern und zugleich die mitunter eigenen Vorstellungen der Solisten in eleganter Weise mit dem Orchesterpart zu koordinieren. Ebenso im feierlichen Abschlusskonzert, in dem sich die drei ersten Solo-Preisträger präsentierten: der Ungar Szabolcs Zempléni (24) mit Richard Strauss’ zweitem Horn-Konzert, die Chinesin Jing Zhao (27), die sich Edward Elgars Cello-Konzert op. 85 gewählt hatte, und schließlich der vitale Japaner Keisuke Okazaki in Brahms’ Violinkonzert op. 77.

Im Semifinale stand den Solisten das Münchner Kammerorchester zur Verfügung, mit dem zusammen sich die zweiten Preisträger dann auch im weiteren Abschlusskonzert vorstellen durften. Ein Mozart-Haydn-Programm, das ohne Maestro di Cappella so rund und harmonisch lief, und man spürte den gemeinsamen Atem von Solisten und Ensemble in einer ungezwungenen, konkurrenzlosen Musiziersphäre: die Japanische Geigerin Akiko Yamada (19), der russische Cellist Alexander Bouzlov (21), die Deutsche Renate Hupka (25), gerade engagiert als Solohornistin ins Niedersächsische Staatsorchester Hannover, und das spanische Gebrüder-Duo Victor und Luis del Valle (25 und 22) an zwei Klavieren, dazwischen die Uraufführungen der Auftragswerke: Jörg Widmanns kontrastreiches, kurioses Horn-Air durch den Kanadier Louis-Philippe Marsolais und Johannes Maria Stauds wildes, sprödes Violonsolo „Towards a Brighter Hue“ durch den Münchner Korbinian Altenberger (23), beide dafür mit einem Sonderpreis belohnt.

Das Klavierduo Vilija Poskute / Tomas Daukantoas aus Litauen leitete als weiterer zweiter Preisträger das erste Kammerkonzert mit Saint-Saëns Beethoven-Variationen ein. Hier hatten sich im übrigen die vier dritten Preisträger präsentiert: der Tübinger Hornist Christoph Eß (21), der in London und Berlin Cello-Studierende Armenier Alexander Chaushian (27), die Deutsche Geigerin Katja Lämmermann (25), die in Boston bereits pädagogisch assistierend tätig ist, und das russische Klavierduo Irina Silivanova /Maxim Puryzhiskiy, die, ergänzt um Philipp Jungk und Alexander Glöggler, Bartoks Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug bravourös meisterten. Die Zwillinge Richard und Valentin Humburger aus Mannheim verteidigten, auswendig vorgetragen, ihren Sonderpreis für das kompliziert improvisatorisch-imitatorisch angelegte Capriccio auf zwei Klavieren, das Mauricio Kagel als Pflichtwerk dieses Wettbewerbes beigesteuert hatte.

13 statt der vorgesehenen 12 Preise im Geldwert zwischen 5.000 und 10.000 Euro, zuzüglich Sonderpreise von insgesamt fast 100.000 Euro, wurden diesmal vergeben. Dreizehnmal preiswürdig befanden die vier internationalen Jurygremien, hochkarätig besetzt aus jeweils neun Experten – hoch zufrieden mit dem Level, zumindest in diesem Wettbewerbsjahr, in den Fächern Violine, Violoncello, Horn und Klavierduo. Davon drei Preise und weitere fünf Sonderpreise haben sich deutsche Musikerinnen und Musiker erworben, und ihrer zehn zählte man auch schon unter den 24 Semifinalisten. Dieser deutsche Anteil an der Spitze ist ebenso bemerkenswert wie hoffnungsvoll, weil nicht alljährlich im ARD Musikwettbewerb. Aber bemerkenswert ist auch, dass die meisten der ausländischen Preisträger den letzten Teil ihrer Ausbildung an Hochschulen in Deutschland absolviert oder zumindest ergänzt haben.

Wer das Martyrium eines solchen Wettbewerbes übersteht – der ARD Musikwettbewerb ist sicher einer der anspruchvollsten –, hat sich vorher in etlichen anderen concorsi oder competitions, wie dies die Biographien zeigen, übungshalber hochgedient und damit Auftrittserfahrung gesammelt, Nerven gestählt, Aufregung bekämpft, Repertoire erweitert, sich beraten und erneut ermutigen lassen. Aber auch erfahren, dass für die Anforderungen und damit die künstlerisch-technische Leistung in Wettbewerben eine immer höhere Meßlatte gilt, will man mithalten, sich behaupten angesichts der immer stärker werdenden hochtrainierten Konkurrenz, wie sie vor allem aus Osteuropa und dem fernen Asien mehr und mehr zu erwarten ist.

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