Welche Magie von einem Festival ausgehen kann, das in stimmigem Ambiente exquisite Musik in perfekter Dosierung und Zusammenstellung präsentiert, war beim Internationalen Jazzfestival Sparks & Visions im Theater Regensburg zum dritten Mal zu erleben.

Anissa Nehari von MŸA. Foto: Koch
Exquisite Musik, perfekt präsentiert
Die Musikmanagerin Anastasia Wolkenstein hat ein feines Gespür dafür, aus der unübersichtlichen Fülle toller Musik, die sich Jazz nennt, genau das auszuwählen, was sich wie selbstverständlich zu einem perfekt komponierten Wochenende zusammensetzt. In diesem Jahr lag an zwei Abenden mit je drei und einer Sonntags-Matinee mit zwei Auftritten der Fokus ganz auf europäischen Musiker*innen und Bands, darunter zahlreiche Deutschland-Debüts.
Zu Recht für Furore sorgte dabei am ersten Abend der französische Posaunist Robinson Khoury mit seinem Trio MŸA. Zusammen mit dem wendigen Léo Jassef an den Tasten und der klangsinnlich für pulsierende Rhythmen sorgenden Perkussionistin Anissa Nehari ließ Khoury elektronische Sounds und Elemente seiner libanesischen Wurzeln ganz selbstverständlich ineinanderfließen. Sein geschmeidig verfremdetes Spiel legte einen betörenden Gesang über die markante Klangmischung.

Das North Sea String Quartet. Foto: Koch
Den Höhepunkt des zweiten Abends bildete die erste rein weibliche Jazzformation Polens. Das junge Quartett O.N.E. erreichte in elastischer Balance zwischen kompositorisch gebundenem und freiem Spiel ein erfrischend rotziges Energielevel, das bei aller Ernsthaftigkeit des Ausdrucks auch Raum für Augenzwinkern ließ. All das setzte sich anschließend auf tanzbarere Weise, aber nicht minder raffiniert, bei corto.alto fort. Das Groove-Feuerwerk, das die launigen, vor Spielfreude strotzenden Schotten rund um den Posaunisten, Bassisten und Mann am Computer Liam Shortall in den Grenzbereichen aus Fusion, Drum and Bass und Hip Hop abbrannten, machte gehörig Laune.
Für gespanntes Staunen sorgte das in Amsterdam gegründete North Sea String Quartet. Jenseits verkrampfter Crossover-Verenkungen wurde hier auf höchstem Niveau kammermusikalischen Zusammenspiels Jazz für vier Streicher zelebriert. Das schloss Ausflüge in moderne E-Musik (eine feine Hommage an Dutilleux’ Quartett „Ainsi la nuit“) und in intelligente, nicht einfach nur einlullende Neoklassik ganz selbstverständlich mit ein.
Die wunderbare Vibraphonistin Evi Filippou mit ihrem Sextett Inevitable Extended, der Weltklasse-Bassist Petros Klampanis, die ausdrucksstarke Vokalistin Simin Tander und das herrlich abgeklärte Marcin Wasilewski Trio rundeten ein Festival ab, das von idealem Sound, einer inspirierenden Bühnenatmosphäre (Mobiles von Karl Iaro) und einer sensibel mithörenden Lichtregie begleitet wurde. Eine Wohltat.
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