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Foto: Ssirus W. Pakzad
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Freudentanz für Milz und Leber – Trio LBT gewinnt den 10. BMW Welt Jazz Award

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Das Finale des 10. BMW Welt Jazz Awards hatte etwas Versöhnliches. Es täuschte mit sehr ansprechenden Leistungen darüber hinweg, dass ausgerechnet die Jubiläumsausgabe des Wettbewerbs ziemlich mau geriet, dass die Auswahl des Programms recht unglücklich war, dass die meisten der sechs angetretenen Bands das Oberthema „Jazz Moves“ gründlich verfehlten und dass Jazz bei diesem musikalischen Kräftemessen eine eher untergeordnete Rolle spielte.

Am Ende eines missratenen Jahrgangs blieb der eigens geschaffene Pokal zum international ausgerichteten BMW Welt Jazz Award erstmals an der Isar. Das Münchner Trio „LBT“ durfte die schwere Trophäe nach dem Finale in die Luft stemmen. Etwas leichter war da schon der Gewinnerscheck – trotz dicker Gewinnsumme von 10.000 Euro.

Die drei Großbuchstaben „LBT“ stehen für „Leo Betzl Trio“. Dieser Dreier, der zur Kerntruppe der kultigen „Jazzrausch Bigband“ gehört, hat etwas Erstaunliches gezeigt: Dass Jazz und Techno sich durch vertragen können, ist eine Erkenntnis, die noch relativ neu ist und vermutlich auf immer und ewig mit den Namen Leo Betzl (Piano), Maximilian Hirning (Bass) und Sebastian Wolfgruber (Schlagzeug) in Verbindung gebracht werden wird. Ein deutlich zu spürender und doch nicht immer hörbarer Techno-Beat durchzieht den Set dieser Band. Die versteht ihre musikalischen Zutaten geschickt zu dosieren. Nie gibt es zu viel dröhnenden Stampf-Rhythmus. Oft zieht er sich zurück, bleibt als Puls präsent und wird lustvoll von Jazzharmonien und selbst klassischen Anleihen umspielt. Das ständige stop-and-go-Spiel besitzt viel Reizvolles und brachte des Kulturreferenten Hans Georg Küppers‘ „Milz und Leber zum Grooven“. Auch die Innenorgane der Jury-Mitglieder haben beim „LBT“-Auftritt wohl manches Tänzchen aufgeführt.

Zeigen muss sich noch, ob die Musik dieser Münchner Musiker ausbaufähig ist, ob das Konzept Jazz und Techno zusammen zu führen, relativ schnell ausgereizt sein wird.

Was die Zweitplatzierten im Wettbewerb bei ihrem Konzert spielten, ließ wenig Zweifel daran, dass es da mannigfaltige Möglichkeiten der Weiterentwicklung gibt: Mit Geige, Cello und Mandola kreierte das Duo „BartolomeyBittmann progressive strings vienna“ eine ganz eigene, mitunter furiose Mixtur aus Jazz, Klassik, Folklore und selbst Death Metal. Immerhin wurden die Virtuosen Matthias Bartolomey und Klemens Bittmann mit dem Publikumspreis für ihre Darbietung im Matinee-Konzert ausgezeichnet und dürfen sich jetzt auf Schloss Elmau massieren und kulinarisch verwöhnen lassen.

Der nächste Jahrgang des BMW Welt Jazz Awards dürfte übrigens kein so ganz jazzarmer werden wie der letzte. Denn da steht ein Instrument im Mittelpunkt, das fast wie ein Synonym für Jazz ist: das Saxofon.

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