Vielleicht war die Erwartung ein Teil des Problems: Wer es mit Künstlern aus Finnland zu tun bekommt, der rechnet mit schrägen Einfällen, absurdem, kauzigem Humor, mit Lakonie – Bands wie die Leningrad Cowboys oder Filme der Kaurismäki Brüder haben ganz sicher zu unserem stereotypen Bild von der Mentalität der Menschen im hohen Norden Europas beigetragen. Und dann kommen diese drei jungen Typen aus Suomi nach München … Nicht nur über dem Konzert des Jukka Eskola Soul Trios stand das BMW Welt Jazz Award-Motto „Jazz Moves“ – Jazz bewegt. Beim Kritiker hat sich wirklich was bewegt: die Kiefer. Ganz weit auseinander. Hinter vorgehaltener Hand selbstverständlich.
Im Jazz ist ein Begriff wie „Authentizität“ kein ganz einfacher. Wer sich stilsicher an einer Phase, einem Genre dieser Musik orientiert, bewegt sich letztendlich ganz weit weg von den Idealen des Jazz, von Freiheit, Kreativität, Offenheit, Gegenwart. Das Trio des finnischen Trompeters Jukka Eskola zelebrierte im Doppelkegel der BMW Welt distanzlos Klänge, die besonders in den 60er und 70er Jahren populär waren, als der schweren Kost der Avantgarde von manchem Musiker Leichtfüßiges zwischen Jazz, Soul und Blues entgegengehalten wurde.
Wie so viele andere Bands kommt auch dieser nordische Dreier nicht im Ansatz an die Originale heran, die damals mit soviel Herzblut, Seele und dem gewissen Etwas spielten. Technisch sind Jukka Eskola, sein Organist Dr. Mikka Helevä und der Schlagzeuger Teppo Mäkynen über jeden Zweifel erhaben. Sie spielen mehr als solide. Um es aber mit einem Titel von Miles Davis auszudrücken: „So what“.
Schließlich geht es im Jazz um mehr als Handwerk. Die Eigenleistung ist gefragt, das Unverwechselbare, der Ausdruck, die Gegenwarts-Reflexion, das Spontane, das Unberechenbare. Stattdessen aber ziehen die drei jungen Männer über weite Strecken ein berechenbares Programm durch, das furchtbar bieder, harmlos und langweilig tönt, das nichts anbietet, was man nicht schon tausend Mal besser gehört hätte. Zudem grooven die Finnen bestenfalls für den Gegenwert von 10 Euro-Cent – sieht man mal vom schwungvollen, rasanten Blues ab, mit dem sie ihr Konzert beendeten.
Ein paar Details zur Ehrenrettung des Jukka Eskola Soul Trios: die Schlagzeugsoli, die Teppo Mäkynen mit herrlichem Understatement spielte, hatten was. Und dann war da dieser wirklich ulkige Titel „Railyard Boogie“, der heraus ragte aus dem Programm. In dem zeigten die Musiker, dass sie auch anders können. Dieses Stücks – mit lässigen Stopps, einem fetten Crescendo mittendrin und wirklich skurrilen Hammond B3-Sounds – brachte das lang ersehnte Fünkchen Ironie und Witz. Doch mit einer spießigen Bossa Nova-Nummer degradierte der Dreier den Lichtblick zum Strohfeuer.
Am 18. März wird der BMW Welt Jazz Award mit dem Projekt – „Puerta Sur – Tangomoods“ fortgesetzt.