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Der Untermieter (The Lodger). Foto: Heiko Sandelmann, Stadttheater Bremerhaven
Der Untermieter (The Lodger). Foto: Heiko Sandelmann, Stadttheater Bremerhaven
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Gekonnte Gruselatmophären – „Der Untermieter“ von Phyllis Tate in Bremerhaven

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Na ja, aufführen kann man sie schon, diese stilistisch anachronistische Krimioper „Der Untermieter“ der englischen Komponistin Phyllis Tate (1911-1987). Und somit sind erst einmal die positiven Seiten dieser deutschen Erstaufführung am Stadttheater Bremerhaven zu nennen: der Regisseur Sam Brown und die Kostüm- und Bühnenbildnerin Julia Przedmojska haben es verstanden, für diese letzte Premiere der Spielzeit eine permanent gruselige Atmosphäre aus dem viktorianischen England herzustellen: die Bühne zeigt zeitgleich vier verschiedene Spielorte.

Präzise und kraftvoll zeichnen Patrizia Häusermann, die die Identität des Untermieters früh entdeckt und Leo Yeun-Ku Chu das verarmte Ehepaar Bunting, lebensfroh präsentiert Alice Fuder deren Tochter Daisy und mit beeindruckend hohem Bariton geistert Vikrant Subramanian mit seinen religiösen Wahnideen und seiner Selbstkasteiung als Jack the Ripper durch das Haus. Die Gesangspartien sind höchst anspruchsvoll und werden fabelhaft gesungen. Und gut gearbeitet ist die Gestik aller zueinander, die geradezu psychoanalytisch immer etwas von dem katastrophenartigen Drunter aufdeckt. Ein spannender und unterhaltsamer Abend, der sogar fähig sein könnte, das Publikum vom alternativen Fernseh-Tatort fernzuhalten. Die musikalische Leitung hatte mit großer Genauigkeit Ektoras Tartanis. Der deutsch gesungenen Aufführung fehlten allerdings die Übertitel, was eher ärgerlich ist.

Der Untermieter, der so großzügig vorauszahlt und die Eheleute vor dem Ruin rettet, ist nach dem Roman von Marie Belloc Lowndes (1913) der Psychopath Jack the Ripper, über den schon Hitchcock einen seiner frühen Stummfilme gedreht hat und der später auch in anderer Literatur auftaucht: In „Lulu“ von Alban Berg zum Beispiel. Die an sich hervorragende Aufführung ist aber stilistisch doch eher kritisch zu sehen. 1960 geschrieben, werden im selben Jahr „die“ Oper aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts „Die Soldaten“ von Bernd Alois Zimmermnn und – sehr viel harmloser allerdings - auch Benjamin Brittens „Ein Sommernachtstraum“ konzipiert. Und auf diesem Hintergrund, auf dem mit überragendem Können und unvorstellbarer Anstrengung nach neuen Möglichkeiten des Musiktheaters gesucht wird, nimmt sich dieser kleine Krimi eher dürftig aus. Oder man lässt ihn da, wo er hingehört: gut untermalende tonale Filmmusik aus dem Bereich der Spielmusik, der Walzer und Polkas, mit der Tate, die Berlioz und Janáček als ihre Vorbilder nennt, recht gekonnt Gruselatmosphären schärft. Mehr aber auch nicht. Und deswegen eher die Frage an die Verantwortlichen: Warum? Das Werk ist weder ein Beitrag zur zeitgenössischen Musik noch ein Vorschlag zur Lösung des Musiktheaters.

  • Es gibt noch eine Aufführung: 21. Juni um 19.30. 

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