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Plácido Domingo (Macbeth), Anna Netrebko (Lady Macbeth), Ensemble. Foto: © Bernd Uhlig
Plácido Domingo (Macbeth), Anna Netrebko (Lady Macbeth), Ensemble. Foto: © Bernd Uhlig
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Giuseppe Verdis „Macbeth“ an der Staatsoper Berlin

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Die als Festspieloper initiierte Produktion von Giuseppe Verdis „Macbeth“ in der Inszenierung des Altmeisters Harry Kupfer, mit den Stars Anna Netrebko und Placido Domingo in den Hauptrollen sowie Daniel Barenboim am Pult, funktioniert in der Öffentlichkeit auch bei den Folgevorstellungen trefflich.

Vor Beginn der vierten Aufführung vor der Staatsoper Unter den Linden Einlasswillige mit Hinweisschildern „Karten gesucht“ und Andere, die sich bemühen, Karten zu überhöhten Preisen an den Mann zu bringen. Im Haus dann Jubelstimmung: von Anfang an, für Daniel Barenboim und, häufig noch in die Nachtakte der Musik hinein, für die gesanglichen Darbietungen. Allerdings machen zwei Stare noch keinen Sommer, und wendet man das Hollywoodgesetz vom schwächsten Glied der Kette an diese Opernproduktion an, so gibt es durchaus einige Durchhänger.

Das Bühnenbild von Hans Schavernoch mit zwei offen durchlässigen, bühnenbreiten Torflügeln, die gesamte Bühnenrückseite als lupenscharfe Projektion, beinahe in 3D- Qualität verblüfft und schlägt als Monumentalkulisse im alten Opernsinne den Betrachter in Bann. Imposant der Einsatz der neuen Bühnentechnik: der gesamte Innenspielraum lässt sich komplett versenken und in voller Bühnenbreite wieder heben, doch die Türen auf beiden Seiten sind so niedrig, dass selbst kleine Sängerdarsteller_innen noch den Kopf ducken müssen um ein- und auszutreten; dies ergibt komische Wirkungen, die nicht beabsichtigt gewesen sein können.

Dass Kupfer sein Regiehandwerk immer noch beherrscht, steht außer Frage, aber misst man die jüngste Arbeit mit jenen, die Musiktheatergeschichte gemacht, in den Köpfen der Betrachter und auf Bildtonträgern überdauert haben, so zeigt sich doch eine deutliche Domestizierung. Einen so korpulenten Darsteller wie den des Macduff hätte der Regisseur in früheren Jahren schlichtweg weggeleuchtet (wie etwa Johan Botha in der „Lohengrin“-Inszenierung). Die Visionen des zur Tat weisenden Dolches sowie die des toten Banquo beim Fest bleiben in der Übertragung der Handlung in die nahe Gegenwart einer südamerikanischen Militärjunta unsichtbar. Um so fragwürdiger die Erscheinung der zukünftigen Könige in der zweiten Hexenszene, auch wenn das Zauberglas des letzten durch einen mobilen Flachbildschirm ersetzt ist. Und die Luftgeister sind drei Krankenschwestern, die den betrunkenen Macbeth mit Fächern Luft zuwedeln.

Bei Placido Domingo hat – kaum verwunderlich angesichts seines Alters – die überbordende Spielfreude nachgelassen, und Anna Netrebko vermag als Darstellerin ohnehin weniger zu überzeugen. Sie singt die Lady mit viel stimmlichem Kraftaufwand, wobei ihr nicht jeder Ton an diesem Abend gleich gut und sauber gelang.

Stimmlich gemahnt Domingo in der Rolle des machtgeilen Potentaten leider an jene dumme Definition des Baritons als eines faulen Tenors. Denn Domingos Tessitura ist weiterhin eindeutig die eines Heldentenors. Für einen Bariton fehlt ihm die warme Mittellage. Sein textdeutlicher und intonationssicherer Gesang lässt daher ständig an einen sich auf der Probe schonenden, die Höhe punktierenden Tenor denken. Auf Staatsopernniveau singen Kwangchul Youn den Banquo und Fabio Sartori den Macduff.

Der von Martin Fried einstudierte Chor bleibt gemessen an früheren Kupfer-Inszenierungen ungewöhnlich statisch. Die Hexen sind dabei auf kriegsbedingte Leichenfledderer reduziert, die alte Hexenlieder singen.

Bleibt die Leistung des GMDs mit der Staatskapelle, die wieder einmal in jeder Hinsicht höchstes Niveau beweisen, mit instrumental ungewöhnlichen Lichtern und einem der Italianita verpflichteten Drive. Trotz des Tempo-Impulses ein langer Abend, insbesondere aufgrund einer ausgedehnten Pause nach dem zweiten Akt. Bedauerlich, dass die Mischung der Fassungen Verdis aus den Jahren 1847 und 1865 auf das gloriose Chor-Finale des vierten Aktes ganz verzichtet, um das vieraktige Melodamma mit dem Tod der Titelfigur abzuschließen.

Jene, die gekommen waren, eine Star-Besetzung live zu erleben, sorgten für phonstarken Applaus.

  • Letzte Aufführung in dieser Spielzeit: 2. Juli 2018. 

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