Im Vorwort zur Partitur seiner drei Psalmvertonungen lässt sich der Komponist Manfred Gerigk zitieren: „Musik ist für mich Spiel, an dem ich meine Freude habe. An dieser Freude möchte ich Anteil geben. Das Leben ist von sich aus bereits freudlos genug. Für zähneknirschende Verzweiflungsmusik besteht kein Bedarf.“ Die drei lateinisch gesungenen Laudate-Psalmen 145, 146 und 148, die Gerigk für vierstimmigen Chor a cappella gesetzt hat, sind nun tatsächlich keine Verzweiflungsmusik, aber sie machen es den Interpreten auch nicht leicht. Die Freude des Gotteslobs ist nicht spontaner Ausdruck, sondern stets konstruktiv gebändigt.
Mit ihrer kontrapunktischen Stimmführung und der keineswegs einfachen Harmonik sind die drei Psalmvertonungen nur etwas für intonationssichere Chöre. Erschwerend könnte sich die häufige enharmonische Schreibweise auswirken. Dreiklänge sind selten, eine dissonanzenreiche, aber nie schrille Klanglichkeit herrscht vor. Kraftvolle homophone Momente setzen deklamatorische Schwerpunkte im polyphonen Fluss der Stimmen, die nach alter Motettenart Zeile für Zeile imitierend einsetzen. Die Texte werden weitgehend syllabisch vertont. Nur einmal, in Psalm 146, entfaltet sich zu den Worten „Laudate Dominum“ ein langes Melisma in jeder Stimme. Aber auch hier kein unkontrolliertes Wuchern – die Stimmführung ist streng kanonisch.
Der 1934 in Danzig geborene Komponist, Organist und Musiklehrer, der dem Dominikanerorden angehört und 36 Jahre in Bolivien verbrachte, hat den klassischen Vokalsatz gründlich studiert. Er weiß, was er will und stellt an die Interpreten und Zuhörer und nicht zuletzt auch an sich selbst keine geringen Anforderungen.
Manfred Gerigk OP: Drei Laudate-Psalmen. Wolfgang G. Haas-Musikverlag Köln, ISMN M-2054-1532-4