Vielleicht werten wir den Auftakt mit dem Michel Sajrawy Trio einfach mal als misslungene Generalprobe. Denn eine solche soll ja Glück bringen. Das zweite Konzert des 7. BMW Welt Jazz Award-Jahrgangs vermittelte dann auch prompt den Eindruck, als ob der eigentliche, „Playing My Guitar“ überschriebene Wettbewerb, der mit Pokal und sattem Preisgeld gekrönt wird, jetzt erst richtig losginge. Es spielte FAT, das österreichische Trio des in Los Angeles lebenden Wiener Gitarristen Alex Machacek.
Soundcheck, so gegen 10 Uhr: verschreckte Gesichter beim BMW Welt-Personal im Doppelkegel, denn ein Phongewitter lässt den Bau erzittern. Später werden knapp siebenhundert Zuhörer die Laustärke ein wenig dämpfen, aber es kommt immer noch eine Druckwelle von der Bühne, die manch einem die Haare neu frisiert. Das mit der hohen Volumenzahl ist auch gut so, denn eine gewisse Dezibelstärke kann in manchem Kontext, wie etwa in diesem Fall, als musikalisches Gestaltungsmittel genutzt werden.
Die Power entsteht bei FAT aber nicht allein durch Regler, die bis ganz nach rechts gedreht sind – sie kommt aus den Musikern selbst.
Für die konsequenten Hutträger ist Rock ein wichtiger, ein wuchtiger, ein solider Grundstein als Basis für abdrehte, verwinkelte, verwirrende Klanggebilde, die von Baumeistern wie Allan Holdsworth oder Frank Zappa inspiriert wurden. Der Gitarrist Alex Machacek, als Sohn tschechischer Flüchtlinge bei Wien geboren, der Bassist Raphael Preuschl und der Schlagzeuger Herbert Pirker mögen die Herausforderung, die in jeder bei diesem Matineekonzert zelebrierten, notenreichen, hochkomplexen, trickreichen Fusion-Nummern steckt. Die Instrumentalisten des „Fabulous Austrian Trios“ – kurz: FAT – spielen mit Gegensatzpaaren: laut und leise, filigran und wuchtig, Beschleunigung und Tempodrosselung. Bei aller unfassbaren Virtuosität, mit der die Drei sich präsentieren, bleibt die Musik im Vordergrund, hat die Darbietung technischen Vermögens keine Priorität.
Äußerst spielerisch, sehr dynamisch und wendig gehen die Österreicher mit ihrem aberwitzigen Material um, das einem oft den Atem stocken lässt und durch die Wucht der Aufführung manchmal zum Headbanging verführt.
Da diesmal ein Instrument im Motto des BMW Welt Jazz Awards steht, noch ein Wort zu Alex Machaceks Künsten: manch einem, der selbst Gitarre spielt, dürften die Hände schon beim Zuschauen wehgetan haben. Für solche Harmonien, wie sie der 42jährige Wahlamerikaner greift, braucht man eigentlich Gummigelenke. Ganz weich sehen die Bewegungen aus, mit denen der Saitenbändiger mal ganz sperrige, mal ganz verwunschene Akkordfolgen und Überschall-Läufe aufs Griffbrett zaubert. Und wie seine Töne singen, wie sie hinten breit ausschwingen. Herrlich. Es gibt im Wettbewerb übriges noch einen Gitarristen mit vergleichbarem Vokabular: Carl Mörner Ringström aus Schweden, der sich am 15. März als Letzter um die Teilnahme am Finale des BMW Welt Jazz Awards bemüht, das dann am 18. April ausgetragen wird.