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Géraldine Laurent. Foto: Ssirus W. Pakzad
Géraldine Laurent. Foto: Ssirus W. Pakzad
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Im Bebop-Slalom – Das Quartett von Géraldine Laurent bei BMW Welt Jazz Award

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Das dritte Matinee-Konzert des „Saxophone Worlds“ überschriebenen BMW Welt Jazz Awards war eines für alle, die Jazz mit einer bestimmten Art von Puls in Verbindung bringen, die es swingend mögen und schön klassisch. Im proppevollen Doppelkegel huldigte die französische Altsaxofonistin Géraldine Laurent ihren Vorbildern aus der Bebop-Ära und verstand es dennoch, sich von ihnen zu lösen.

Die 44jährige hat ihren Charlie Parker, ihren Gigi Gryce so sehr verinnerlicht, dass sie fast spielerisch mit dem reichen musikalischen Erbe umzugehen versteht, welches diese Jazz-Heroen hinterlassen haben. Wenn sie zitiert, dann eher beiläufig, in der einen oder anderen dieser anspruchsvollen Bebop-Slalom-Kurven, die sie mühelos nimmt. Die mehrfach prämierte Géraldine Laurent, die sich etwa in der Band des Schlagzeugers Aldo Romano ordentlich Handwerkszeug zulegt hat, besinnt sich immer wieder auf die Formensprache der wilden Spät-Vierziger- und Frühfünfziger Jahre, auf die Phase, als der Jazz die erste Revolution anzettelte. Heute mutet die umstürzlerische Musik von damals fast irgendwie brav an. Aus der Rebellion wurde Mainstream.

Doch aus dem bricht Géraldine Laurent immer wieder aus, zeigt Ansätze von Wagemut, verlässt für kurze Ausbrecher die gewohnten Pfade und zeigt sich als Frau von heute. Auch, weil sie in Pianist Paul Lay, dem israelischen Bassisten Yoni Zelnik und dem Schlagzeuger David Kontomanou drei kenntnisreiche, aufmerksame, mitunter freche, stilistisch flexible Begleiter weiß, traut sie sich was. Es macht Spaß ihrem Quartett zuzuhören.

Sicher ist es nur in Maßen originell, was Géraldine Laurent und ihre Mannen da spielen, aber mitreißend und erfrischend bleibt es allemal. Und wer bei ihr genau hinhört, erlebt Géraldine Laurent nicht nur als süffige Linien produzierende Virtuosin, sondern als Altistin mit vielen Klang-Ausgestaltungsmöglichkeiten. Das Publikum brauchte eine Weile, um mit ihr und ihrer Musik warm zu werden, zeigte sich aber im Laufe des Konzerts, das mit einer völlig unsentimentalen Version von Charles Mingus‘ „Goodbye Pork Pie Hat“ würdig endete, zunehmend begeistert.

Nächsten Sonntag steigt ein in München lebender Landsmann von Géraldine Laurent in den Wettbewerb des BMW Welt Jazz Awards ein: der Tenorist Matthieu Bordenave versucht im Projekt „Archipel“ mit dem Pianisten Florian Weber und dem Bassisten Patrice Moret Verse des Dichters René Char in Musik zu übersetzen.

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