Das „KlangWelten-Festival“, das der Harfenist Rüdiger Oppermann 2002 nun schon zum 16. Mal organisiert hat, findet jeweils Ende des Jahres statt. Es handelt sich hierbei um einen Leckerbissen aus der Weltmusik-Szene, was bei Oppermanns zahlreichen Aktivitäten nicht verwundert.
Oppermann kommt aus der Folkszene, machte Straßenmusik mit Drehleier und keltischer Harfe, bereiste Afrika zu Fuß und mit dem Fahrrad (natürlich um Musiker kennenzulernen), baute eigene Harfen (um wie Jimi Hendrix zu klingen), begründete mit dem „SommerMusikFest“ eine fast legendäre Workshop-Party (), gab unzählige Konzerte solo und mit den unterschiedlichsten Formationen und bezeichnet sich inzwischen als „obersten Soundfrickler aus Harfistan“ mit dem Ursprungsland „Europa“.
„Dialog der Kulturen“ ist als Motto für das diesjährige Festival fast zu kurz gegriffen, kommen doch die Mitwirkenden aus vier Kontinenten: „African Heart Beat“ ist eine Gruppe aus Uganda mit dem Erdxylophon, Diana Rose aus San Francisco ist eine Avantgarde-Sängerin in Sachen Weltmusik, Enkh Jargal aus der Mongolei spielt die Pferdegeige zum Obertongesang, Jatinder Thakur (Indien) ist ein Weltmeister der Tablas und Rüdiger Oppermann greift in diverse keltische Harfen. Zu erwarten sind außer der jeweiligen Präsentation diverse Crossover-Spiele, Dialoge eben.
Erdxylophon? Als Resonanzraum für das vier Meter lange, von bis zu 20 Leuten gespielte Instrument, dient tatsächlich ein Graben in der Erde, der im Bassbereich am tiefsten und breitesten ist. Auf flankierenden Bananenstämmen liegen die Holme oder Tasten des Xylophons und Gastmusiker aus einem anderen Dorf bringen ihre eigenen Holme mit. Dazu wird gesungen und natürlich getanzt – stundenlang, wobei die Musiker sich abwechseln, rhythmisch extrem vielschichtig bis an die Grenzen von Raum und Zeit. Oppermann holte erstmals eine solche Gruppe nach Europa, was freilich nur möglich ist, weil es neben der Graben-Ausführung auch eine zusammenklappbare Reise-Variante mit angebautem Resonanzkörper gibt. 1996 und 2002 hat er Feldaufnahmen in Uganda gemacht, die er nun passend zum Festival und für alle Ungläubigen auch auf CD vorlegt (African Heart Beat, KlangWeltenRecords KW 20018), mit 71 Minuten eine noble und beeindruckende Ausbeute des Besuchs bei drei verschiedenen Gruppen.
Morin Khor ist die mongolische Pferde(kopf)geige, ein zweisaitiges Streichinstrument, das wie eine Gambe gehalten wird. Auf diesem scheinbar primitiven Instrument zeigt „Epi“ Enkh Jargal eine mitunter atemberaubende Virtuosität. Darüber hinaus beherrscht er Charchira, den ungeahnt tiefen Kehlgesang ebenso wie den Obertongesang.
Doch Enkh Jargal sprengt des Öfteren den Rahmen des Traditionellen, indem er seine Künste in Fusionen mit anderen Musikern einbringt, allen voran natürlich Rüdiger Oppermann. So erstaunt auch ein „western mix“ mit Keyboards kaum – und passt doch in den Rahmen, den Enkh Jargal „Hoirr Öngö – Two Homes“ nennt, seit er zwischen Mitteleuropa und der Steppe wechselt. Die gleichnamige CD (KlangWeltenRecords 20017) dokumentiert die interessante Bandbreite in hervorragender Qualität. Knapp 60 Minuten sind vielleicht etwas kurz, aber dafür gibt es das Festival. Die Tourneetermine, Bestelladressen und mehr erfährt man im Internet unter www.klangwelten.net