Hauptbild
Auf eine fantastische Art pädagogisch: Mariss Jansons mit dem Landesjugendorchester. Foto: Astrid Ackermann
Auf eine fantastische Art pädagogisch: Mariss Jansons mit dem Landesjugendorchester. Foto: Astrid Ackermann
Hauptrubrik
Banner Full-Size

Im Herkulessaal wurden Träume wahr

Untertitel
Das Bayerische Landesjugendorchester konzertierte unter Mariss Jansons
Publikationsdatum
Body

Das Bayerische Landesjugendorchester (BLJO) hatte am 10. Januar 2010 zum vierten Mal die attraktive Möglichkeit, unter dem Titel „Mariss Jansons dirigiert Bayerns Musikernachwuchs“ mit dem Chefdirigenten des Symphonieorchesters (SO) des Bayerischen Rundfunks ein ganzes symphonisches Werk zu proben und schließlich zur Aufführung zu bringen.

Für die jugendlichen Mitglieder des BLJO gehört es sicherlich zu den ganz herausragenden Ereignissen, wenn sich alle zwei Jahre der Chefdirigent des SO, das eine Patenschaft für das BLJO übernommen hat und aufs trefflichste pflegt, dem jungen engagierten Ensemble widmet und Teile aus einem frisch erarbeiteten Programm probend vertieft und anschließend der Öffentlichkeit präsentiert. Ganz besonders glücklich verlief die diesjährige Planung durch den Umstand, dass das BLJO am Folgetag des letzten der fünf regulären SO-Konzerte mit Maestro Jansons im Herkulessaal proben konnte. Dadurch konnte er auf die interpretatorischen Details eingehen, die technischen Schwierigkeiten waren erprobt und besiegt. Am Tag darauf fanden die Generalprobe und das Konzert statt.

Was besonders auffiel und beglückte war, dass Maestro Jansons neben der musikalisch und technisch hervorragenden Arbeit auf eine fantastische Art pädagogisch war. So forderte er die Jugendlichen in höchstem Maße, wusste dann aber auch punktgenau da aufzuhören, wo eine weitere Steigerung nicht mehr möglich war. Als Gegenleistung bekam er ein hervorragend präpariertes Jugendorchester, das hochmotiviert und begeistert der Probenarbeit folgte und so auch dem Meister sichtlich Vergnügen verschaffte. Besonders beeindruckt zeigte sich Jansons vom jüngsten Mitglied des BLJO, einem 14-jährigen Trompeter, der vollkommen entspannt und überragend das selbst von Profitrompetern gefürchtete Anfangssolo und alle weiteren Trompetenstellen glänzend wiedergab. In einem persönlichen Gespräch nach der Probe durfte der Knabe aus dem berufenen Munde des Maestro hören, dass er unbedingt „ein Trompetist“ werden müsse, weil seine Begabung selten sei. Die Gesamtstimmung war entspannt und dennoch spannend.

Zusätzlichen Ansporn erhielten Bayerns Nachwuchsmusiker durch die Mitwirkung von Profimusikern im Streicherbereich. So wurde jede Gruppe durch einen Stimmführer und einen Tuttisten des SO ergänzt, wobei besonders freudig vermerkt werden kann, dass diese ohne jede Allüre waren und die Stimmführer- beziehungsweise Konzertmeisterplätze den Jungen blieben, während sich die Alten danebensetzten.

Weil er unbedingt dieses Projekt miterleben wollte und es sein Traum gewesen war, mitspielen zu dürfen, war ein 17-jähriger Bratschist aus Tokio, den ein Profimusiker und Dozent des Jugendorchesters bei der Japantournee des SO im November wegen Besetzungslücken angesprochen hatte, auf eigene Kosten mit Eltern und Schwester angereist und konnte dann tatsächlich das ganze Projekt begeistert miterleben. Er möchte für die Sommerarbeitsphase des BLJO wiederkommen ...

Auf dem Programm für das BLJO stand Mussorgskys Werk „Bilder einer Ausstellung“ in der Orchestrierung von Ravel. Daneben trat auch eine Auswahl der Akademisten des SO sowie der Bayerische Landesjugendchor an, der Strawinskys Messe für gemischten Chor und zehn Bläser präsentierte. Im bis auf den letzten Stehplatz gefüllten Herkulessaal in der Münchner Residenz wurde dem überzeugenden Ergebnis mit lang anhaltendem Applaus Tribut gezollt.

Das Konzert wurde vom BR mitgeschnitten, ebenso wie das Konzert mit dem regulären Programm, das das BLJO vier Tage zuvor in der Münchner Philharmonie gegeben hatte, das wiederum mit etwa 2.000 Zuhörern respektabel besucht war und für positive Furore sorgte. Das dokumentiert, dass der BR über die Patenschaft des Symphonieorchesters hinaus in vorbildlicher Weise die Nachwuchsförderung unterstützt, denn Mitschnitte oder Produktionen werden regelmäßig bei/nach jeder Arbeitsphase des Bayerischen Landesjugendorchesters angeboten. Dadurch erfährt das BLJO weite Verbreitung auch in weniger gut strukturierten Gebieten und kann so hoffentlich auch in Zukunft in großen Besetzungen weiter mit diesen und anderen Projekten Begabtenförderung betreiben.

Junge begabte Instrumentalisten aus allen Instrumentenbereichen sind herzlich eingeladen, sich zu bewerben, um in Zukunft diesem ganz besonderen Ensemble mit angehören zu dürfen.

Weitere Informationen sind auf der Homepage des BLJO zu finden: www.bljo.de

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!