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Patrizia Häusermann als Komponist

„Ariadne auf Naxos“ in Regensburg: Patrizia Häusermann als Komponist, mit Ensemble. Foto: Marie Liebig

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Im Kopf des Komponisten: Strauss’ „Ariadne auf Naxos“ am Theater Regensburg

Vorspann / Teaser

Die Fantasie des jungen Komponisten ist eine eigene Welt. Wenn er inmitten der chaotischen Vorbereitungen auf seine Ariadne-Oper die Wirkung seiner Musik imaginiert, blendet er alles andere aus, geht ganz in der Kraft seiner Kreativität auf.

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Joan Anton Rechi hat in seiner Regensburger Inszenierung des Strauss/Hofmannsthal-Geniestreichs ein passendes Bild für diese künstlerisch hellwache Traumverlorenheit gefunden: Entsprechend dem Farbwechsel in Strauss’ Kammerinstrumentation verändert sich die Lichtstimmung (Martin Stevens) ins Unwirkliche, um den Komponisten herum verlangsamt sich alles zur Zeitlupe.

Dass das so gut funktioniert, liegt vor allem an der auch darstellerisch wunderbaren Patrizia Häusermann, deren inniger, intensiver Gesang das Zentrum des Vorspiels bildet. Rechi siedelt es in einem herrschaftlichen Interieur an (Bühne: Gabriel Insignares Gaballero), dessen rückwärtige Türen für steten, sich mit der Zeit abnutzenden Auf- und Abtrittsklamauk sorgen. Zeitlich scheint das Ganze angesichts eines Hitlerfotos und eines entsprechenden Bärtchens beim zackigen Haushofmeister (Michael Heuberger) in den 1930ern angesiedelt zu sein, was für den Abend ansonsten aber keine Konsequenzen hat.

In knalligen Flamenco-Kostümen mischt das Commedia-dell’Arte-Personal dann nach der Pause die Insel Naxos auf, wo Najade (Scarlett Pulwey), Echo (Selena Altar) und Dryade (Svetlana Krutschnin) mit alberner Unterwasser-Gestik, perfekt aufeinander abgestimmtem Gesang und güldenen Kitschkostümen glänzen. Auch Ariadne (souverän: Theodora Varga) in ihrem Trennungsschmerz mag Rechi nicht so recht ernst nehmen. Ihre neue Partnerschaft mit Bacchus (mit beachtlicher heldischer Kraft: Hany Abdelzaher) ist – entgegen der Musik – somit ebenso von freiwilliger Komik geprägt wie die Interventionen Zerbinettas (höhen- und koloratursicher: Kirsten Labonte) und ihrer Tanztruppe.

Getragen wird die nicht gerade tiefschürfende, aber szenisch halbwegs unterhaltsame Produktion an diesem Abend (besuchte Vorstellung: 3. Oktober) von einem insbesondere im zweiten Teil schwärmerisch auftrumpfenden Philharmonischen Orchester. Stefan Veselka, seit dieser Spielzeit GMD am Haus, findet mit den Musikern nach den noch etwas in seine Einzelteile zerfallenden Turbulenzen des Vorspiels zu einem differenzierten, unter einen dramaturgischen Bogen gespannten Wechselspiel der Tonfälle.

Hörbar davon beflügelt liefern die Protagonisten zusammen mit Paul Kmetsch (Brighella), Carlos Moreno Pelizari (Scaramuccio), Benedikt Eder (Harlekin), Jonas Atwood (Truffaldin) und Einspringer Marko Pantelić (Musiklehrer) eine grandiose Ensembleleistung ab. Den Beifall dafür holen sie sich zunächst in Zeitlupe zu den Schlussklängen der Oper ab, die wir somit wieder im Kopf des Komponisten erleben. Schön da.

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