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Mario Rom. Foto: Ssirus W. Pakzad
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Jazz & The City Salzburg – Die Stadt ist der Star

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Bereits zum 18. Mal lud die Stadt Salzburg zum Festival „Jazz & The City“ ein. Auf mehreren Dutzend Bühnen der Altstadt fanden Ende Oktober mehr als hundert Konzerte bei freiem Eintritt statt.

Eine übliche Festival-Besprechung sieht in etwa so aus: der Rezensent stellt die von den Programmgestaltern gesetzten Schwerpunkte oder das künstlerische Konzept vor, wenn es denn ein solches gibt. Er greift sich einzelne Auftritte zur Bewertung heraus. Und Conclusio.

Diese Herangehensweise funktioniert bei einem Festival wie „Jazz & The City“ in Salzburg nicht. Denn in der traumhaft schönen Kulisse der viertgrößten österreichischen Stadt, geht es weniger um das Aufspüren von musikalischen Tendenzen und Strömungen oder darum, ob Künstler X nun besonders gut war oder Trompetenstar Y hinter den Erwartungen zurück blieb. Es geht um das Phänomen Jazz als solches, um die damit verbundene Haltung, um die Vielfalt einer Musik, die sich auch nach über hundert Jahren immer wieder neu erfindet. Und es geht um Salzburg – Mozarts Heimat ist der eigentliche Star. Nicht umsonst heißt das Festival, dem man immer Ende Oktober als Bürger kaum entgehen kann „Jazz & The City“. 

Wer die Einheimischen belauscht, stellt erstaunt fest, dass die ihre eigene Umgebung in den tollen Tagen neu für sich entdecken, dass sie Lokalitäten auf dem Programmplaner finden, die ihnen bislang nichts sagten. Die Salzburger und die Auswärtigen lernen durch Jazz & The City eine Metropole mit vielen verwunschenen Ecken kennen und haben am Ende ein etwas anderes Image im Kopf als vor dem Festival. Salzburg ist eben viel mehr als Postkarten-Kitsch...

Seit Tina Heine aus Hamburg im letzten Jahr das schwere Erbe des unerwartet verstorbenen Programmgestalters Gerhard Eder übernommen hat, rückt Salzburg als Stadt noch mehr in den Mittelpunkt des Festivals. Es war ein kluger Zug sie an Bord zu holen, denn Auswärtige sehen Dinge nun mal aus anderer Perspektive als Menschen, die mit ihrer Umgebung vertraut sind. Tina Heine hat dem Festival neue Spielorte erschlossen und heuer zum ersten Mal eine Idee umgesetzt, die sie „Out oft he Box“ nannte. Sie brachte Musiker, Architekten, bildende Künstler, Stadtgestalter im kurz vor dem Abriss befindlichen Chelsea Hotel zusammen, die dort öffentlich Gedankenaustausch betrieben. Außerdem lud sie viele Musiker ein, gleich mehrere Projekte in Angriff zu nehmen und somit länger in Salzburg zu verweilen, damit sie sich die Perle an der Salzach auch wirklich erschließen konnten.

Am Ende war es eigentlich egal, ob man wie der Rezensent nun bei Kerzenbeleuchtung Nils Petter Molværs und Stian Westerhus‘ stimmungsvollem Konzert in der Kollegienkirche lauschte, beim knalligen Karlheinz Miklin Trio im Markussaal YoCo eine neue Festival-Location kennen lernte, begeistert war vom All Star Quartett „A Novel of Anomaly“ oder „Mario Rom‘s Interzone“ im Republic, sich hinreißen ließ vom Singer-Songwriter-Projekt der Saxofonistin Marike van Dijk im Theater im KunstQuartier ... es zählte nur, dass man beseelt war vom Spirit des Jazz und der Stadt, von der Neugierigkeit und Offenheit der Menschen, vom regen Leben in den Straßen und Gassen, durch die Künstler aus aller Welt ihre Instrumente von einem Auftrittsort zum anderen trugen...

 

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