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stop listening start screaming. Nicolaas van Diepen (Till), Anne Hoffmann (Franka), Moritz Löwe (Sebastian). Foto: Christoph Kalscheuer
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Junge Oper experimentiert, irritiert und inspiriert mit Medienstück

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«Ist alles ein großes Rauschen?», fragen sie. Und fragen sich selbst. Drei Kandidaten einer Reality Show wetteifern um den Einzug in die nächste Runde. Sie probiert es mit Sozialkritik durchs Megafon. Er versucht es mit verzerrten Klängen, gebastelt am Mischpult. Der Dritte versetzt die Leute in Angst und Schrecken. Das Motto: «Stop Listening Start Screaming». Die gleichnamige Medienoper von Komponist Jorge Sánchez-Chiong hinterlässt am Samstagabend bei den applaudierenden Premieregästen im baden-württembergischen Stuttgart Stirnrunzeln.

Regisseur Marco Štorman hat das Musiktheater, ein Auftragswerk der Jungen Oper Stuttgart, in Szene gesetzt: Auf der Bühne stehen Musiker und Videokünstler in schwarz-weißen Outfits auf denen sich die Baum- und Blätterlandschaft wiederfindet, die im Hintergrund raumfüllend die Bühne im Kammertheater einrahmt. Dazwischen: die Protagonisten.

Sie heißen Franka, Till und Sebastian - doch die Namen sind genauso austauschbar wie ihre Geschichten. Möglichst dramatisch, das ist gut. Drogenexzesse, Fettleibigkeit, irgendwie extrem. Was nicht in die Medienwelt des 21. Jahrhunderts passt - folgt man der Lesart des Stücks: Menschlichkeit, die drei schließen einen Pakt. Wer ausscheidet hilft dem, der weiter kommt. Doch es eskaliert. Einer stirbt.

Die Kritik an der Medienmaschinerie liegt einerseits auf der Hand. Von der Jury kommt Belangloses, aber Wohlklingendes: «Deine Bewegung bewegt sich wegen deiner Persönlichkeit.» Und doch zerplatzen Träume. Als gut gilt, was schockiert. Immer wieder steigt das Tempo.

Teenager sollen die Oper besuchen. Schulklassen bietet die Junge Oper Workshops zur Vor- und Nachbereitung. Erklärung kann nicht schaden. Denn das, was Regisseur, Dirigent, Komponist, Darstellern, Videokünstler und Musiker erst während der siebenwöchigen Probenzeit erarbeitet haben, löst mehrmals fragende Blicke aus.

Anne Hoffmann, Nicolaas van Diepen und Moritz Löwe spielen die drei Casting-Bewerber zwischen im Wechsel von Realität und Fiktion überzeugend. So gut, dass der Zuschauer manchmal nicht weiß, ob irritiertes Lachen, Abschweifen und Hänger im Text vorgesehen sind oder nicht. So gut, dass die Interaktionen mit den Musikern auf der Bühne mal wie Absicht scheinen, mal wie Zufall.

Immer wieder verfolgen Kameramann und Lichtassistent die Schauspieler. Sie filmen live - übertragen auf eine Leinwand. Manche Einstellungen lassen sich nur dort verfolgen, manche bieten bloß eine alternative Perspektive auf das Geschehen. Das Spiel betont die Rolle der Medien. Es ist mal was Anderes, Überraschendes, Inspirierendes.

Nach etwa einer Stunde mündet die Geschichte im fünften Akt, einer Endlosschleife. Auf der Leinwand fordert ein Laufband Applaus. Ein paar Zuschauer klatschen. Ein Akteur verbeugt sich. Szenenwechsel. Einer verschmiert Kunstblut auf der Stirn. Szenenwechsel. Verbeugung.

Applaus. Wieder eine Spielszene. Und von vorn. Irgendwann geht das Licht an. Wirklich zu Ende? Ein paar Gäste gehen. Andere blicken fragend um sich, klatschen weiter. Der Durchlauf startet erneut.

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