Die eifrige Eigenwerbung hätten sich die Musiker eigentlich sparen können. Ihr Konzert wäre auch so voll gewesen – wie jede Matineeveranstaltung im Rahmen des BMW Welt Jazz Awards. Im proppevollen Doppelkegel begeisterten die „Echoes of Swing“ ihr Publikum und warfen doch manche Frage auf.
Es gibt vieles, was man an dem in den 90er Jahren gegründeten, deutsch-amerikanisch-englischen Quartett „Echoes of Swing“ bewundern kann: die Präzision des Zusammenspiels, das mehr als solide instrumentaltechnische Handwerk, die kompakten, detailreichen Arrangements, die den fehlenden Bass ausgleichen müssen, der aufblitzende Esprit und Charme des Vortrags, die verblüffende Repertoire-Kenntnis; dass die Aufbereitung früher Jazzmusik nicht museal oder verstaubt klingt, den unbedingten Willen das Publikum bestens zu unterhalten. Aber reicht das?
Es gibt Kenner der Band, die schwören, dass die Musik dieses flotten Vierers vor der kürzlich bei ACT veröffentlichten CD „Blue Pepper“ viel pfeffriger, vitaler, lebendiger, gewitzter gewesen sei. Möglich. Nimmt man das Konzert bei BMW als Maßstab für die Bewertung, bleiben viele Wünsche offen. Der Grund, warum viele Echos während des Auftritts leider früh verhallen: die Selbstbegrenzung. Die meisten Stücke sind viel zu kurz, um eine echte Wirkung entfalten zu können. Der Räume sind oft so eng abgesteckt, dass man, abgesehen vom Pianisten Bernd Lhotzky, keinen der anderen Musiker wirklich kennen zu lernen meint. Bei den „Echoes of Swing“ scheint wirklich die Notation und deren Umsetzung der Star zu sein. Die Improvisation ist zweitrangig. Expressivität der einzelnen Spieler kann sich kaum entwickeln. Wer der britische Trompeter Colin T. Dawson wirklich ist, oder der amerikanische Saxofonist Chris Hopkins, das erschließt sich nicht. Oft sind die launigen Ansagen länger als die Stücke, die sie ankündigen. Nehmen wir nur diese Nummer, die einen Sonnenaufgang in der Wüste beschreiben will. Sie ist lange vor der ersten Kamel-Sichtung vorbei, lange bevor man das erste Sandkorn unter den Sohlen zu spüren glaubt.
Wer genauer hinhört, dem offenbart sich keine wirkliche Jazzband, sondern ein Quartett von begabten Entertainern, die sich vielleicht unbewusst auf Jazz als Rahmen für ihre Unterhaltungsshow verständigten. Was eigentlich schade ist, denn dass sich Bernd Lhotzky, Colin T. Dawson, Chris Hopkins und Oliver Mewes zeit Lebens sehr ernsthaft mit dem Sound der frühen Jahre auseinander setzten, ist unbestritten. Es ändert nichts daran, dass einem das aktuelle Programm wie eine Nummern-Revue vorkommen kann, die im Übrigen auch noch einiges verharmlost. Da stimmt man etwa eine Bebop-Nummer an, die bestenfalls melodisch an den Stil erinnert, der den ersten Umsturz im Jazz markierte. Jede Form von Feuer, von Aufrührerischem war dieser vom Blatt gespielten Komposition von Chris Hopkins ausgetrieben. So hätten Traditionalisten ihren Bebop wohl gerne gehabt – ganz brav. Ohne Ecken und Kanten.