Es ist vollbracht! Drei Jahre lang schleppte man an der Deutschen Oper am Rhein die Produktion von Viktor Ullmanns Einakter „Der Kaiser von Atlantis“ nun schon mit durch die Spielpläne, nun hat es auf der Bühne des Theaters Duisburg endlich geklappt mit der Premiere. Und wieder wäre man fast gescheitert: in letzter Minute musste krankheitsbedingter Ersatz für zwei Rollen gefunden werden, und das – kleine Pointe am Rande – hatte noch nicht mal was mit Corona zu tun.
Glücklicherweise gab es Ersatz: Rosario Chávez sprang für Kimberley Boettger-Soller als Trommler ein, Martin Koch, der das Stück 2018 in Köln gesungen hatte, für David Fischer als Harlekin. Musikalisch und szenisch schien das gar nicht weiter aufzufallen. Trotz der Kürze der Vorbereitungszeit schien es nicht zuletzt dank der ausgezeichneten Einspringer, eine Premiere wie jede andere zu sein.
Allerdings ist Ullmanns „Kaiser“ auch nicht besonders lang, gerade mal eine Stunde dauert das Werk, das der Komponist unter höchst widrigen Umständen im Konzentrationslager komponierte. Das macht es aber umso pikanter, denn die mehr oder weniger unverhohlene Totalitarismuskritik, die hier geäußert wird, musste Ullmann so verpacken, dass sie von Nazi-Chargen nicht als solche erkannt wird. Dennoch sind die Bezüge eigentlich nicht zu überhören, auch die Verwendung des Deutschland-Liedes, das Ullmann musikalisch verhackstückt. Angesichts der komprimierten Form des Einakters bleibt die Geschichte aber eher abstrakt, das Libretto von Peter Kein, Ullmanns Mitinsasse in Theresienstadt, verkürzt vieles formelhaft und bricht die Geschichte auf eine symbolhafte Ebene.
Auf die hebt es auch die Inszenierung von Ilaria Lanzino. Die Bühne besteht aus einem dichten Geflecht aus elastischen Bändern, die auf, beziehungsweise über mehreren Ebenen angeordnet sind. Figuren wie der Lautsprecher (sonor und profund: Thorsten Grümbel), ein Soldat (intensiv: Sergej Khomov) oder ein Mädchen (hervorragend: Anke Krabbe) sind schematisch gezeichnet und agieren formelhaft. Das Exempel aber ist mehr als deutlich. Nach einem rein musikalischen Intermezzo lösen sich diese Fäden, das Geflecht bricht zusammen, wie im Übrigen vorher schon die ebenfalls durch einen Faden symbolisierte Beziehung zwischen dem Harlekin und dem Tod (sehr präsent: Luke Stoker). Auch Overall (nachdrücklich: Emmett O'Hanlon), Kaiser von Atlantis, passt in dieses schablonenhafte Setting. Er ist quasi die Blaupause eines Diktators. Die Duisburger Philharmoniker leuchten unter der Leitung von Christoph Stöcker Ulmanns zwischen den Stilen stehende Partitur ausgezeichnet aus. Insgesamt gibt es sehr freundlichen Beifall am Ende für diese Inszenierung.