„Das Labyrinth wird schon bald die unerlässliche Voraussetzung für die Beherrschung der modernen Welt mit ihrer medialen Prägung sein.“ Dieser Satz stammt von dem französischen Wirtschaftswissenschaftler Jacques Attali. Peter Ruzicka, der Leiter der Münchner Musiktheater-Biennale, zitiert den Satz in seinem Vorwort zum diesjährigen Programmbuch: das Labyrinth verstanden als Denkbewegung und Technik der Erinnerung. Man erkennt unschwer, dass die zehnte Biennale (vom 5. bis 20. Mai 2006) dem Zeitgeist eng auf den Fersen ist, und so lesen sich auch die Titel der vier Musiktheater, deren Uraufführungen im Mittelpunkt der Biennale stehen. Eröffnet wird das Festival mit dem Musiktheater „WIR“ von Christoph Staude. Das Libretto schrieb Hans-Georg Wegner nach dem Roman von Jewgenij Samjatin. Es folgt die Oper „Die Philosophie im Labyrinth“ des italienischen Komponisten Aureliano Cattaneo auf ein Libretto von Edoardo Sanguineti. „Barcode“ ist der Titel des dritten Musiktheaters. Die vierte Produktion bringt die Kammeroper „Gramma“ des Spaniers José Sánchez-Verdù.
Neben den Opern gibt es auch wieder interessante Konzerte. Die Münchner Philharmoniker spielen unter Peter Hirsch Werke von Luigi Nono, Nikolaus A. Huber und Helmut Lachenmann. Zum Geburtstag von Hans Werner Henze, der am 1. Juli 2006 achtzig Jahre alt wird, veranstalten Münchener Biennale und „musica viva“ gemeinsam ein Sonderkonzert mit Werken des Komponisten. Peter Ruzicka leitet dabei das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (am 11. Mai). Einen Tag später veranstaltet die Bayerische Akademie der Schönen Künste ein „Gesprächskonzert über die Perspektiven des Henzeschen Spätstils“. Ein Symposium am 19. Mai 2006 untersucht die „Ästhetik des Widerstands“.