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Bruckners Neunte-Fragmente
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Nach einigen fragwürdigen Versuchen, eine fehlerhafte Fassung aus den 30er-Jahren wieder aufzuführen, hat der australische Musikwissenschaftler John A. Phillips nun aus den 200 erhaltenen Blättern (Particellskizzen, Partiturbogen, Skizzen) eine wissenschaftlich akribische „Dokumentation des Fragments“ herausgegeben, die im November erstmals aufgeführt wurde. Unter der Leitung von Nicholas Harnoncourt spielten die Wiener Symphoniker konzentriert und engagiert die einzelnen Teile, die durch Erläuterungen des Dirigenten ergänzt wurden. Der Satz besitzt mit drei Themengruppen eine klar gegliederte Sonatenform, wobei die dritte Themengruppe ein mit massivem Blech untermaltes Choralthema vorstellt.

Bis heute gilt Bruckners Neunte als unvollendet. Bekanntlich befanden sich im Nachlass Anton Bruckners ganze Teile einer ausinstrumentierten Orchesterpartitur zum Finale. Unmittelbar nach seinem Tod lagen die einzelnen Bogen in seiner Wohnung herum, und es ist zu vermuten, dass einige von Souvenirjägern mitgenommen wurden. Nach einigen fragwürdigen Versuchen, eine fehlerhafte Fassung aus den 30er-Jahren wieder aufzuführen, hat der australische Musikwissenschaftler John A. Phillips nun aus den 200 erhaltenen Blättern (Particellskizzen, Partiturbogen, Skizzen) eine wissenschaftlich akribische „Dokumentation des Fragments“ herausgegeben, die im November erstmals aufgeführt wurde. Unter der Leitung von Nicholas Harnoncourt spielten die Wiener Symphoniker konzentriert und engagiert die einzelnen Teile, die durch Erläuterungen des Dirigenten ergänzt wurden. Der Satz besitzt mit drei Themengruppen eine klar gegliederte Sonatenform, wobei die dritte Themengruppe ein mit massivem Blech untermaltes Choralthema vorstellt. Dem Publikum wäre sicherlich mit dem ebenfalls von John A. Phillips komplett rekonstruierten vierten Satz mehr gedient gewesen. Dem insgesamt 25-minütigen Satz fügte er 40 Sekunden Musik hinzu. Aufführungen 1998 in Recklinghausen haben gezeigt, dass der Höreindruck stark war. Diese Fassung ist bald auf CD erhältlich, Aufführungen sind in Bremen, London und St. Petersburg geplant. In Wien erhielt die Vorstellung der Fragmente – noch dazu unterbrochen durch Appelle Harnoncourts, in den Wiener Dachstuben nach Manuskriptbogen zu suchen – einen didaktischen Anstrich. Zu unvermittelt standen die Einzelteile nebeneinander, rissen abrupt ab. Der Versuch, etwas von der ursprünglichen Einheit zu vermitteln, ging fehl, war vielleicht aber auch gar nicht intendiert.

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