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Ludwig van Beethoven trifft neue Komponistenkollegen

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Uraufführungen von Manfred Trojahn, Jürg Baur, Pascal Dusapin, Mauricio Sotelo und Özkan Manav beim Beethovenfest
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Im Jahre 1999 wurde das traditionsreiche Bonner Beethovenfest organisatorisch und programmatisch umgestaltet. Das Attribut „international“ im Namen des Festivals markiert auch äußerlich den Neubeginn. Wichtigster Partner der Stadt Bonn bei dieser Umgestaltung war die Deutsche Welle, die als Mitgesellschafter mit drei Vertretern im Aufsichtsrat das Festival mitträgt. Der wichtigste Beitrag der Deutschen Welle besteht darin, dem Beethovenfest im wahrsten Sinne des Wortes „weltweite Ausstrahlung“ zu geben. Im Programm des Beethovenfests schlägt sich das Engagement der Deutschen Welle vor allem auf dem Sektor der Nachwuchsförderung nieder: in Verbindung mit dem großen Projekt des Orchestercampus, das in diesem Jahr initiiert wurde, steht hier der Kompositionswettbewerb der Deutschen Welle, der ebenfalls zu einer festen Einrichtung werden soll. Der Gewinner erhält einen mit 5.000 Euro dotierten Kompositionsauftrag, das Werk wird im Rahmen des Beethovenfests uraufgeführt und dann von der Deutschen Welle ausgestrahlt. In diesem Jahr wurde der türkische Komponist Özkan Manav ausgewählt. Außerdem vergab das Beethovenfest Kompositionsaufträge an Manfred Trojahn, Jürg Baur, Pascal Dusapin und Maricio Sotelo. ugon

Im Jahre 1999 wurde das traditionsreiche Bonner Beethovenfest organisatorisch und programmatisch umgestaltet. Das Attribut „international“ im Namen des Festivals markiert auch äußerlich den Neubeginn. Wichtigster Partner der Stadt Bonn bei dieser Umgestaltung war die Deutsche Welle, die als Mitgesellschafter mit drei Vertretern im Aufsichtsrat das Festival mitträgt. Der wichtigste Beitrag der Deutschen Welle besteht darin, dem Beethovenfest im wahrsten Sinne des Wortes „weltweite Ausstrahlung“ zu geben. Im Programm des Beethovenfests schlägt sich das Engagement der Deutschen Welle vor allem auf dem Sektor der Nachwuchsförderung nieder: in Verbindung mit dem großen Projekt des Orchestercampus, das in diesem Jahr initiiert wurde, steht hier der Kompositionswettbewerb der Deutschen Welle, der ebenfalls zu einer festen Einrichtung werden soll. Der Gewinner erhält einen mit 5.000 Euro dotierten Kompositionsauftrag, das Werk wird im Rahmen des Beethovenfests uraufgeführt und dann von der Deutschen Welle ausgestrahlt. In diesem Jahr wurde der türkische Komponist Özkan Manav ausgewählt. Außerdem vergab das Beethovenfest Kompositionsaufträge an Manfred Trojahn, Jürg Baur, Pascal Dusapin und Maricio Sotelo. ugon Musikfeste, die nur einem einzigen toten Komponisten huldigen, werden nicht dadurch lebendiger, wenn unduldsame Apologeten die Reinheit des Programms bis zur Aufkündigung ihrer Teilnahme einfordern. Bach und sonst nichts, Beethoven ausschließlich, Mozart pur. Tiefere Erkenntnisse vom und bessere Einsichten in das Schaffen eines Komponisten erge-
ben sich häufig erst aus dramatur-gisch sinnvollen Zusammenstellungen, Querverbindungen zu anderen Komponisten oder zur Musik der Gegenwart.

So nimmt der italienische Komponist Luigi Nono bei seinem Streichquartett „Fragmente – Stille. An Diotima” ausdrücklich Bezug auf Beethovens a-Moll Streichquartett opus 132, und Nonos Schüler Mauricio Sotelo wiederum verweist auf die Vorlagen Beethoven und Nono, deren Quartette für die Konzeption seines ersten Streichquartetts „Degli Eroici Furori” wichtige Ausgangspositionen markieren, ebenso wie Giordano Brunos Schrift „Von den heroischen Leidenschaften” aus dem Jahre 1595, deren Gedanken das historische Bewusstsein nicht zuletzt Luigi Nonos prägten. Sotelos Beethoven-Adaption erschöpft sich nicht in der Übernahme von Vortragsbezeichnungen („...mit innigster Empfindung”), vielmehr werden schon aus den Noten des Anfangs bei Beethoven die „Klangstrukturen” abgeleitet und entwickelt. Das geschieht nicht als „Zitat”, vielmehr handelt es sich um ein eigenständiges Weiter-und Neukomponieren, das im Verlauf des Werkes immer stärkere Stringenz gewinnt, in der Expression und in der Variierung des Klangmaterials. Das Artemis Quartett war für die Uraufführung ein engagierter Interpret.

Einen direkten Bezug auf Beethoven nimmt auch Manfred Trojahn in den „Fünf italienischen Arietten”, für die er eine Orchesterfassung erstellte. Trojahn drängt sich dabei in keinem Augenblick vor Beethoven, vielmehr nimmt er sensibel den italienisierenden Gestus der Vorlage auf, umschlingt ihn mit fein komponierten instrumentalen Setzungen.

Der Beethoven-Bezug bleibt auch in den in Bonn uraufgeführten „Occhi mie” auf Texte Michelangelos für Tenor und Orchester erhalten: in der Besetzung des Orchesters, die der in der „Eroica” entspricht. Trojahn vergewaltigt die Texte nicht, lässt sie vielmehr in einem ruhigen, fast deklamatorischen Tonfall vortragen, wie eine „Erzählung”, die dann von der Musik in eigenständiger „Sprache” aufgenommen wird.

Den Weg zu Beethoven über den Dichter Paul Celan zu nehmen, erscheint auf den ersten Blick kompliziert. Wer aber erlebt hat, wie zum Beispiel ein Michael Gielen die „Neunte” dirigiert hat, mit Schönbergs „Überlebendem aus Warschau” konfrontiert, der weiß, das Beethovens fast wütende Utopie gar nicht fern von der dichterischen Härte Celans entfernt ist. Jürg Baur hat für Bonn seinen 1967 geschriebenen Liederzyklus „Mit wechselndem Schlüssel” auf sieben Gedichte Celans für Orchester gesetzt: auch hier wieder der Respekt vor dem Text, die Singstimme (der Bariton Christian Gerhaher) führt ihn in „eigener Spur”, während das kammermusikalisch behandelte große Orchester den inneren Bewegungen der Gedichte in differenzierter Klanglichkeit nachspürt: Ein Werk von hohem Ernst und von innen leuchtender Schönheit, die hier nichts als die Wahrheit ist.

Pacal Dusapins Klavierkonzert „A quia” (mit Ian Pace als Solisten, Christoph Eschenbach und dem Orchestre de Paris) ist ein Stück agiler kompositorischer Beredtheit, eine kreiselnde, springende musikalische „Konversation zwischen Orchester und Solist, effektvoll, voller Überraschungen, sehr virtuos. Beethovens Dialogisieren findet kaum statt, stattdessen „reden” Klavier und Orchester oft munter und heftig einfach für sich hin: Keiner scheint auf den anderen hören zu wollen.

Özkan Manavs im Auftrag der Deutschen Welle komponiertes Orchesterstück „Portamento lento” fügt in ein wenig bedächtig komponierte musikalische Gesten auch anatolische Volksmusik ein, nicht als Zitat, sondern in idiomatischen Einfärbungen.

Vom Orchester des Staatlichen Konservatoriums Istanbul gespielt, klingt es in einer CD-Einspielung farbig, sogar apart, manchmal auch leicht monochrom im Tonfall. Immerhin eine interessante und informative Begegnung, die nicht die letzte bleiben sollte.

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