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Foto: Jörg Landsberg
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Lustig ist das alles nicht – Felix Rothenhäusler wagt an Strauß‘ „Die Fledermaus“ ein Experiment

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Totale Entrümpelungen tun oft, aber nicht immer gut. Es war sehr ambivalent, was jetzt Felix Rothenhäusler, Hausregisseur im Schauspiel am Theater Bremen, in seiner dritten Musiktheaterarbeit hinterließ. Es war die 1874 uraufgeführte, heute berühmteste Operette „Die Fledermaus“ von Johann Strauß, die sich zum Unmut vieler BesucherInnen gefallen lassen musste, dass nichts wiederzuerkennen war und dass es schon mal (fast) gar nichts zu lachen gab.

Operettenklamotte sowieso nicht – das ist auch in Bremen in keiner Weise mehr zu erwarten –, aber auch keine böse Satire auf eine Gesellschaft, die ihre gefühlte Sinnlosigkeit mit Tanz und Wein zuzudecken versucht. Was also macht Rothenhäusler? Einmal gab es einen stilistischen Wiedererkennungseffekt: auch in Mozarts „Figaro“ hat er die Protagonisten wie in einer konzertanten Inszenierung aufgeführt, sie allerdings für ihre Szenen heraustreten lassen. In der Fledermaus standen alle während der ganzen Aufführung.

Alle – Männer wie Frauen – in Abendkleidern: Eisenstein rot, Rosalinde lachsfarben, Adele türkis, Alfred lila, Gefängsnisdirektor Frank gelb usw. Dazu kamen immer wieder Raumaufteilungen aus blauem Stoff wie eine eigene Choreographie herabgefahren, zerteilten und sortierten ihrerseits die Szenen und schienen sie auch durch unterschiedliche Formen und Tempi zu kommentieren (Bühne von Katharina Pia Schütz und Kostüme von Elke von Sivers). Da standen die Menschen also und sprachen unemotional auf minimalistische Weise nicht viel mehr als auswendig gelernt ihre neu geschriebenen) Dialoge. Das hatte einen Höhepunkt in der Gefängnisszene, wenn der eigentlich betrunkene Gefängniswärter Frosch die Menschen in seinem Büro sortieren muss: das hatte Loriot-Niveau (wie auch Froschs nicht endenwollender Derwischtanz). Die weiblichen Abendkleider für alle hatten eine interpretierende Wirkung: niemand weiß hier mehr, wer er/sie eigentlich ist. Und damit macht Rothenhäusler natürlich eine Satire auf die Gesellschaft und ihre Zeit.

Fehlende Konturen

Aber es fehlen letztendlich Konturen und schärfere Konsequenzen für diese Spieltechnik. Mal schauen sich die Menschen halt doch an, dann wieder nicht, mal reagieren sie körperlich ein kleines bisschen, mal nicht. Patricia Andress beispielweise als Rosalinde scheint es immer wieder aus dem gebremsten Spiel herauszureißen. Das intelligente Experiment Rothenhäuslers geht theatralisch nicht auf. Allerdings eröffnet es der Musik, die geschickt Tänze aneinanderreiht, alle Türen, weil in dieser Aufführung sie es ist, die uns Humor, Emotionen, Zynismen, Zärtlichkeit, Ironie, einfach alles regelrecht um die Ohren haut. Der Dirigent Yoel Gamzou hat im Vorfeld viel von ihr geschwärmt und wartet mit dem intensiv-präsenten Orchester mit einer verführerischen Biegsamkeit auf. In der von den besten Orchestern gefürchteten Ouvertüre präsentiert er derartig ruckartige Abrisse, dass der Akzent wie später auch auf dem Fragmentarischen liegt. Die SängerInnen-Riege ist erstklassig: Birger Radde als Eisenstein, Patricia Andress als Rosalinde, Marysol Schalit als Adele, Ulrike Mayer als Prinz Orlovsky, Hyojong Kim als Alfred. Der Beifall nach der zweiten Aufführung war kurz und herzlich.

  • Aufführungstermine: 7., 20., 22., 29. April, 6., 13., Mai, 2., 17., 24. Juni

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