Die Weidener „Max-Reger-Tage“ sind vom Publikum akzeptiert und in der Musikszene etabliert. Professor Kurt Seibert, der künstlerische Leiter des Festivals, das seit 1999 jährlich in der Oberpfalz stattfindet, verweist auf die knapp 7.000 Besucher und die rund 50 Konzerte und Veranstaltungen allein in diesem Jahre. Mit einem Förderverein soll nun die Zukunft der Reger-Tage gesichert werden.
Ein Sonntagvormittag im Herbst. In der Fabrikhalle der Wilden AG im oberpfälzischen Pfreimd ereignet sich wieder mal ein kleines Wunder: 300 Besucher hören tatsächlich – Reger. Selbstverständlich ist das nicht, wie Kurt Seibert nur allzu gut weiß. Der Professor für Klavier an der „Hochschule der Künste“ in Bremen ist seit vielen Jahren ein Streiter für die Musik Regers und kennt die Vorbehalte, die Konzertveranstalter, Künstler und nicht zuletzt auch die Musikhochschulen dessen Musik entgegenbringen. Langatmig, überdimensioniert, bedrückend sei sie, heißt es, jedenfalls nichts, mit dem man das Publikum heute fesseln könnte. In Pfreimd ist das Publikum aber gerade gefesselt. Und baff erstaunt darüber, wie licht und schwebend und schlichtweg toll Reger sein kann.
Seibert kennt auch das. „Wir sind ja recht calvinistisch“, sagt er schmunzelnd und verweist darauf, dass das Programm der Reger-Tage mit seiner weitgehend kompromisslosen Konzentration auf den Aufbruch in die musikalische Moderne nach landläufiger Meinung eigentlich gar nicht funktionieren dürfte. Es funktioniere aber doch, wie nicht zuletzt kontinuierlich steigende Besucherzahlen beweisen würden.
Damit das Publikum aber Reger hören kann, braucht es Musiker, die ihn auch spielen und spielen können. Genau das aber scheint das Problem zu sein. „Für diese Musik ist in unserem ganz Wettbewerbs- und Ausbildungssystem bislang kein Platz“, klagt der Hochschullehrer Seibert. Er schimpft auf Musikhochschulen, die ihre ganze Ausbildung allein „an einem ruinösen Wettbewerbswesen ausrichten“ und darüber, dass dies zwangsläufig dazu führt, sich die selben Stücke im stets gleichen Duktus zu erarbeiten. Der weitaus größte Teil der Literatur falle da von vorne herein unter den Tisch. Außerdem: „Eine wirkliche inhaltliche Auseinandersetzung mit der Musik bleibt auf der Strecke.“ Ohne diese Auseinandersetzung komme man aber gerade bei Reger nicht sonderlich weit, so Seibert.
„Sein“ Festival, dem er als künstlerischer Leiter, Impressario und guter Geist in Personalunion vorsteht, soll deshalb auch so etwas wie eine Multiplikatoren-Funktion haben. Seibert ist überzeugt: Musiker, egal ob nun Student oder Professor, die sich für einen Auftritt bei den „Max-Reger-Tagen“ einmal diesen Reger erarbeitet haben, tragen die Musik auch hinaus in den Hochschul- und Konzertbetrieb. „So verbreitern wir die Basis“, sagt er. Beispiele dafür: Ein von Weiden aus inspiriertes Reger-Konzert in Seoul etwa, renommierte Solisten, die mit einem Mal tatsächlich Reger-Stücke in ihr Repertoire aufnehmen, und nicht zuletzt eine Vielzahl von Studenten, die sich festivalbedingt mit Reger auseinandersetzen. Damit dies auch in Zukunft möglich ist, gibt es nun einen Freundeskreis der Reger-Tage, der die bislang von der Stadt Weiden, dem Kultusministerium und von Sponsoren getragene Veranstaltung zusätzlich unterstützen soll – eine Art „institutionelles Dach“ sozusagen. Unter dem Vorsitz des Regierungspräsidenten der Oberpfalz, Dr. Wolfgang Kunert, verspricht sich Seibert davon auch, das Festival noch stärker in der gesamten Oberpfalz zu verankern. Nächstes Jahr sind bereits Konzerte in Regensburg und Regenstauf geplant. „Das Zentrum bleibt aber auch zukünftig Weiden“, betont Seibert – Weiden, seine und auch Regers Heimatstadt.