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Fotoprobe „Der Ehevertrag I Gianni Schicchi“. Foto: © Bregenzer Festspiele / Karl Forster

Fotoprobe „Der Ehevertrag I Gianni Schicchi“. Foto: © Bregenzer Festspiele / Karl Forster

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Meisterhafte Verschränkung – Rossini und Puccini bei den Bregenzer Festspielen

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Das eher im Popbereich zu hörende „Oldies but Goodies” gilt auch im Opernbereich für die letzte Premiere der diesjährigen Festspiele am Bodensee. Dabei sei hier wie gleich auf den ersten Seiten des Programmheftes ausdrücklich angefügt: „Eine Verneigung“ – vor der soeben 85-jährigen Brigitte Fassbaender, die diese Produktion des Opernstudios prägte.

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War bei der vorangegangenen Uraufführung ein „Bitte so nicht!“ angebracht, so stellte sich im Bregenzer Kornmarkttheater ein „Bitte so schon!“ ein: Was für eine gelungene Verflechtung von Rossinis Erstling „La Cambiale di matrimonio – Der Ehevertrag“ von 1810 mit Puccinis „Gianni Schicchi“ von 1918! Da wurden nicht Klassiker mit irgendwelchen zeitgenössischen Ansichten „verschlimmbessert“, sondern eine Meisterin wie Brigitte Fassbaender entdeckte kleine Anknüpfungspunkte als zeitlos zu entlarvende menschliche Verhaltens- und Sichtweisen und fügte angesichts ihrer Gültigkeit ein paar kleine „Buffonerien“ ein. Alles stand auf handwerklich und musikalisch gefestigten Füßen. 

Die sechzehn jungen Solisten hatten im März einen Meisterkurs bei Fassbaender absolviert, nun vier Wochen mit ihr geprobt und kamen alle in wechselnden Rollen zum Einsatz. Es mag die Begeisterung über die in zahlreichen Interviews geäußerte überragende fachliche Anleitung durch Fassbaender oder die mangelnde Vertrautheit von Dirigentin Claire Levacher mit Graben und Haus sein: mehrfach wurde noch zu laut, aber rundum glänzend gesungen und vom Symphonieorchester Vorarlberg musiziert. Erfreulich kontrastierten Rossinis Tempoabstufungen vom Adagio bis zu einem wirklich rasanten Presto, das die jungen Stimmen meisterten. Und bei Puccini blühte dann auch mal vokal strahlende Italianitá. Über alle musikalischen Reize hinaus gelang das ach so schwere Leichte. 

Fassbaender hatte für jede Figur auch ohne Gesang einen hochdifferenzierten Spiel-Charakter entwickelt, geformt und so die Handlung frisch pointiert erzählt. So ist Rossinis Kaufmann Tobia Eigentümer eines Geschäfts für Hochzeitsmode, was Tochter Fanni prompt nur noch davon träumen lässt. Der von ihr geliebte Edoardo ist aber eben nur Musiker, prompt arm – auch wenn er schon in der Ouvertüre fingergenau das Hornsolo des Vorarlberger Orchesters imitierend mitspielt – dann aber wird sein Horn vom Freundeskreis spaßig „miss-genützt“ und später sogar mal zur Abwehr des Rivalen genutzt. Vater Tobia träumt derweil von „BREGENZ-BRIDES Inc.“ mit dem „B“-Festival-Logo. Doch alles scheitert zunächst am plötzlich mit Braut-Kauf-Idee anreisenden, allzu handfest selbstgefälligen kanadischen Urburschen-Partner – mit „MCGA – Make Canada Great Again“-Mütze; doch sein Sinn für künftiges „business“ lässt ihn Edoardo reich machen – also Hochzeit mit Fanni – der gescheiterte Vater Tobia verbeisst sich in seine Laptop-Zahlen und am Rossini-Ende tritt der ja von ähnlicher Geldgier umgebene Puccini-Buoso aus den Hochzeitskleidern hervor und drückt Tobia in seine Laptop-Tastatur. Der unsterbliche Geldgeiz um den dann nach der Pause bei einem Festmahl sterbenden Buoso – die Tafel wird auch gleich Toten-Liege – ist entlarvend und quer durch alle Kostüm-Zeiten vorgeführt – ein Hauch von Addams-Family bis zu „Rocky-Horror“ stellt sich ein (detailreich pfiffige Ausstattung: Dietrich von Grebmer). 

Das unsterblich moderne Ende, in dem Schicchi aus dem Stück heraustritt und um Applaus-Nachsicht-Zustimmung des Publikums bittet, wird noch getoppt: aus der Seitengasse kommt Rossinis Hochzeitsgeschäftsmann Tobia mit Brautkleid für Lauretta und Blumenkranz für Rinuccio… business must go on … einhelliger Jubel für alle jungen Solisten und das Produktionsteam. Was für ein Finale: „10 Jahre Opernstudio Fassbaender“ und „10 Jahre Intendanz Sobotka“ – ein beifallumrauschtes „Ende“.

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