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„Zeitgenössische Musik in der Schule“: Liebfrauenschule Oldenburg. Foto: Klaus Fleige/Musik 21
„Zeitgenössische Musik in der Schule“: Liebfrauenschule Oldenburg. Foto: Klaus Fleige/Musik 21
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Mit Ohr und Auge, Duftöl und Schlafbrille

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Das niedersächsische Nachwuchsfestival Musik 21 fand erstmals in Lüneburg statt
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Beinahe Wand an Wand sind in Lüneburg in jüngster Zeit die Junge Bühne T.3 des Theaters und ein repräsentativer Musikschulneubau entstanden. Grund genug für das Netzwerk Musik 21 Niedersachsen, mit seinem jährlichen Nachwuchsfestival Musik 21 erstmals von der Landeshauptstadt in die Fläche zu gehen. Neue Musik in neuen Gebäuden – am 16. und 17. Februar trafen sich Kinder und Jugendliche im Theater Lüneburg und in der kommunalen Musikschule, um vorzustellen, was gemeinsam mit Profis erarbeitet wurde. Unter dem Motto „Ohr und Auge“ entfaltete das Festival dabei ein eindrucksvolles Tableau der Vermittlungsmöglichkeiten. Mit dabei: international agierende Interpreten und Komponisten Neuer Musik sowie ein renommierter Video-Künstler.

Mit fünf Radios, die simultan die 18-Uhr-Nachrichten von fünf verschiedenen Sendern übertrugen, begann die Auftaktperformance „5ünf“ des Festivals zwar im Konzertsaal. Doch dann leiteten Streichervororchester und Schlagzeugklasse der Lüneburger Musikschule das Publikum auf einen Parcours durch die Flure und Treppenhäuser des neuen Gebäudes. Dort wendeten sie John Cages „time bracket“-Technik mit sichtbarem Vergnügen auch auf den Klang von Fönen oder Handys an. Mit den jungen Streichern arbeiteten während des Festivalwochenendes zusätzlich Mitglieder des Nomos-Quartetts, vermittelten dabei typische Spieltechniken zeitgenössischer Musik und Varianten graphischer Notation.

Auch in dem von Musik 21 initiierten Projekt „Zeitgenössische Musik in der Schule“, gefördert von der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, geht es darum, jungen Menschen den Zugang zu fremden Klangwelten zu öffnen. Experten für Neue Musik können mit Schülerinnen und Schülern verschiedener Jahrgangsstufen ein halbes Jahr lang in Ruhe arbeiten. Zum Festival in Lüneburg hatte Stephan Meier, der künstlerische Leiter von Musik 21 Niedersachsen, einige der landesweit 22 beteiligten Schulen eingeladen, Arbeitsergebnisse zu präsentieren. Beiträge aus Barsinghausen, Braunschweig und Oldenburg, von eigenen Improvisationskonzepten bis hin zu Ausschnitten aus „Treatise“ von Cornelius Cardew, zeigten ein hohes Maß an klanglichem Gestaltungswillen. Gleichzeitig wurde das integrative Geschick der mit der Workshopleitung betrauten Künstlerinnen und Künstler deutlich.

Neben Gruppen, die sich im Vorfeld oder während des Wochenendes erstmals mit zeitgenössischer Musik beschäftigten, bot das Festival auch jungen Solisten und Ensembles ein Podium, die schon einige Erfahrung mit neuen Klängen vorzuweisen haben. Der zehnjährige Schlagzeuger Clemens Krauss aus Uelzen stellte mit umfangreichem Küchengerät und einer Fülle von Soundideen Matthias Kauls „Mazza“ vor. Das Lüneburger Musikschul-Blockflötenquartett „4tuos“ bewies vor allem mit Agnes Dorwarths „Das große Lalula“ Bühnenpräsenz und schauspielerisches Talent. Dem Ensemble baUsTeLLe des Kunstraums Tosterglope gelang eine fesselnde Kombination aus Bewegung, Lichtprojektion und Musik von traditionell bis modern. Unter dem Titel „Blindes Hören statt tauben Sehens“ forderte die Kompositionsklasse L‘ART POUR L‘ART aus Winsen/Luhe mit experimentellen Klängen, Duftölen und Schlafbrillen die multisensorische Wahrnehmung des Publikums heraus. Gelegenheit, einmal professionelle Musikerinnen und Musiker bei der Arbeit zu erleben, gab es für die jungen Festivalteilnehmer reichlich. Akkordeonist Nikola Milo musizierte zupackend Sofia Gubaidulinas „De profundis“ und, in Anwesenheit des Komponisten, das funkelnde „Glistening Flurry“ von Benjamin Lang. Das junge Ligeti-Quartett aus London ließ aufhorchen mit einer mitreißenden Interpretation des 2. Streichquartetts seines Namensgebers György Ligeti. Zu Gubaidulinas 4. Streichquartett lieferte der preisgekrönte Videokünstler Volker Schreiner eine Lichtprojektion. Seine zusätzlich gezeigten Filme „White Screen“ und „Open up“ machten das Festivalmotto „Ohr und Auge“ in pointierter Weise erlebbar.

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