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Written on Skin am Landestheater Detmold. Foto: Klaus Lefebvre
Written on Skin am Landestheater Detmold. Foto: Klaus Lefebvre
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Mord aus Eifersucht - George Benjamins „Written on Skin“ wird in Detmold zum dritten Mal neu inszeniert

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Es ist inzwischen viel berichtet worden über George Benjamins „Written on Skin“ – und das ist höchst erstaunlich für eine Oper, die noch keine zwei Jahre alt ist! Aber die von Benjamin vertonte mittelalterliche Geschichte rund um einen versierten Buchmaler hat ganz schnell Kreise gezogen. Jetzt brachte das kleine, aber feine Landestheater Detmold das knapp neunzigminütige Werk in einer Neuinszenierung auf die Bühne – und beeindruckte das Publikum nachhaltig.

Die Uraufführung von „Written on Skin“ fand im Juli 2012 in Aix-en-Provence statt (Bericht) – in der Regie von Katie Mitchell. Diese Produktion wurde übernommen von Amsterdam, London, Toulouse und Florenz, wurde schließlich auch ein Jahr später in München bei den Opernfestspielen präsentiert (Bericht). Dann zog die Oper Bonn nach und lieferte im September letzten Jahres eine Neuinszenierung der Regisseurin Magdolna Parditka (Bericht). Und jetzt Detmold! Kay Metzger, Intendant des Landestheaters und immer offen für Neues, Unbekanntes, Gewagtes, stellt seine eigene Sicht der Dinge auf George Benjamins Oper zur Diskussion. Eine mutige Entscheidung, die sich als völlig richtig erwies. Selten stößt in Detmold Musiktheater von heute auf so breite Zustimmung wie diesmal.

Das liegt sicher zu einem großen Teil an Benjamins Musik, deren Grundduktus doch eher lyrisch geprägt ist: irisierende Klangflächen breiten sich aus, große Farbigkeit tönt aus dem Orchestergraben, darunter Klänge von Mandolinen, Gambe, Glasharmonika und vielfältiges Schlagwerk. Und Benjamin schreibt in geradezu idealer Weise für die fünf Vokalsolistinnen und -solisten: sehr kantabel, linear, nie „gegen“ die Stimme. Nichts, was irgend verstörend wirken könnte, fein dosiert orchestrale Ausbrüche dort, wo sie das Bühnengeschehen in seiner Dramatik unterstreichen. Lutz Rademacher am Pult des Symphonischen Orchesters des Landestheaters zeigt sich als starker Anwalt dieser Partitur und bringt sie mit Noblesse zum Leuchten.

Intendant Kay Metzger verlegt die archaische Story über Macht, Lust und Leidenschaft in einen Bühnenraum, der in seiner eher kühlen Art an den Seziersaal einer Gerichtsmedizin erinnert – oder an den OP einer Klinik, dem sich direkt nebenan eine meterhohe Wand mit Kühlfächern anschließt. An der Rückwand ist eine Projektionsfläche eingelassen, auf der zusammenfassende Inhaltsangaben (statt genauer Übertitel) zu lesen sind, außerdem auch Videos (Martin Kemner), die zu der alten Geschichte aus dem 13. Jahrhundert einen Bogen schlagen ins Hier und Jetzt. Ein subtil wirkendes Ambiente.

Die „Protektor“ genannte Hauptperson – ein reicher Großgrundbesitzer – wird ebenso auf einer Bahre ins Bühnenbild gefahren wie Agnès, seine Frau. Drei Engel erwecken sie zu neuem Leben – und das Spiel beginnt. Ein kostbares Buch soll geschrieben werden, dass des Protektors eigener Ansicht nach dessen so vorzügliche eigene Taten dokumentieren soll. Dafür braucht es den Buchmaler und jede Menge Haut, auf der einst besonders kostbare Folianten geschrieben wurden („Written on Skin“!) Und es ist just dieser Buchmaler, der das Interesse von Agnès weckt – ein äußerst emotionales Interesse! Was dem Protektor nicht verborgen bleibt und seinen Groll weckt. Kurzerhand bringt er den durchaus attraktiven Jüngling um und kredenzt seiner Frau zum Essen dessen Herz. Agnès stürzt sich vom Balkon. Doch ihr Weg führt nicht nach unten, sondern in den Himmel, begleitet von überirdisch schönen Klängen der Glasharmonika.

Gesungen wird fantastisch, was von Andreas Jören (Der Protektor), dem Urgestein des Detmolder Solistenensembles auch gar nicht anders zu erwarten gewesen war. Samtweich glänzt sein balsamischer, gleichwohl markanter Bariton. Vera-Lotte Böcker meistert die äußerst anspruchsvolle Partie der Agnès mit einer unglaublichen Leichtigkeit und Natürlichkeit bis hinauf in höchste Höhen. Countertenor Bernhard Landauer schlüpft in die Doppelrolle des Engels und des Buchmalers, mischt viel metallische Farbe in seine Stimme, was gut zu dieser ambivalenten Figur passt. Anna Werle und Markus Gruber ergänzen als die beiden weiteren Engel das Quintett ganz vorzüglich.

Benjamins „Written on Skin“ bringt das Landestheater Detmold auf die Bühne als Koproduktion mit der Königlichen Oper in Stockholm – mit diesem Pfund darf das Haus in Ostwestfalen-Lippe durchaus wuchern!

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